Rainer Drewello erl?utert, was auf den mittelalterlichen Wandmalereien in der AULA zu sehen ist.Hannah Fischer/Universit?t Bamberg

Rainer Drewello erl?utert, was auf den mittelalterlichen Wandmalereien in der AULA zu sehen ist.

Rainer Drewello (Mitte), Dagmar Steuer-Flieser, Kanzlerin der Universit?t, Jürgen K?nig, Leiter des Staatlichen Bauamts Bamberg, Peter Müller, ehemaliger Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, sowie dem ehemaligen Universit?tspr?sidenten Godehard Ruppert (v.l.n.r.).Gertraud Gerner / Universit?t Bamberg

Rainer Drewello (Mitte), Dagmar Steuer-Flieser, Kanzlerin der Universit?t, Jürgen K?nig, Leiter des Staatlichen Bauamts Bamberg, Peter Müller, ehemaliger Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, sowie dem ehemaligen Universit?tspr?sidenten Godehard Ruppert (v.l.n.r.).

Hochmoderne Ger?te bietet das KDWT, in dem Rainer Drewello t?tig war.Saskia Cramm / Universit?t Bamberg

Hochmoderne Ger?te bietet das KDWT, in dem Rainer Drewello t?tig war.

Die Professoren Rainer Drewello, Stephan Albrecht und Stefan Breitling (v.l.n.r.) haben gemeinsam die Portalzone von Notre Dame erforscht.Jürgen Schabel/Universit?t Bamberg

Die Professoren Rainer Drewello, Stephan Albrecht und Stefan Breitling (v.l.n.r.) haben gemeinsam die Portalzone von Notre Dame erforscht.

Vizepr?sident Rainer Drewello beim Dies academicus 2007.Universit?tsarchiv Bamberg

Vizepr?sident Rainer Drewello beim Dies academicus 2007.

?Rainer Drewello geh?rt ein eigenes Kapitel im Geschichtsbuch dieser Universit?t“

Der Professor für Restaurierungswissenschaft verabschiedet sich in den Ruhestand und wird Emeritus of Excellence.

Die AULA der Universit?t – eine der vielen gro?en Wirkungsst?tten von Prof. Dr. Rainer Drewello. Rund 100 seiner engsten Wegbegleiterinnen und -begleiter lauschen dort am 12. Oktober seiner Abschiedsvorlesung. Unter dem Titel ?Das Normale und das Besondere. Objekte und Subjekte gebauter Geschichte“ nimmt er seine Zuh?rerinnen und Zuh?rer mit auf eine Reise durch eine Auswahl seiner Forschungsprojekte und damit auf eine Reise um die Welt – von Bamberg über Usbekistan und ?gypten zurück nach Bayern. Rainer Drewello hatte an der Universit?t Bamberg die Professur für Restaurierungswissenschaft in der Baudenkmalpflege inne und war ma?geblich am Aufbau des Kompetenzzentrums Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien (KDWT) beteiligt sowie von 2016 bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand im Oktober 2021 dessen Sprecher.

Die Universit?t Bamberg hat einen neuen Emeritus of Excellence

?Rainer Drewello zeichnet sich durch sein überaus gro?es Engagement für sein Fach, das KDWT und die gesamte Universit?t aus, die ihm viel zu verdanken hat und in der er deutlich sichtbare Spuren hinterlassen wird“, sagt Universit?tspr?sident Prof. Dr. Kai Fischbach. Angesichts seiner herausragenden Leistung ernennt ihn der Pr?sident im Namen der Universit?tsleitung zum Emeritus of Excellence der Universit?t. Damit m?chte die Universit?t Professorinnen und Professoren, die sich in besonderer Weise um die Forschung und die Universit?t verdient gemacht haben, auch nach ihrem Eintritt in den Ruhestand langfristig binden und so ihre oft jahrzehntelangen Erfahrungen im wissenschaftlichen Betrieb und ihr enormes Fachwissen insbesondere für den wissenschaftlichen Nachwuchs erhalten.

Die Vielfalt seiner Leistungen und seines Wirkens an der Universit?t wird am Abend seiner Abschiedsvorlesung auch durch die Beitr?ge der anderen Redner sichtbar. So sagt sein langj?hriger Wegbegleiter, der ehemalige Pr?sident der Universit?t Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert: ?Rainer Drewello geh?rt ein eigenes Kapitel im Geschichtsbuch dieser Universit?t.“ Mit der ganz entscheidenden Hilfe von Rainer Drewello sei es gelungen, die Universit?t Bamberg als die deutsche Universit?t in Sachen Denkmalwissenschaften zu platzieren. Die Berufung Drewellos auf und damit die Einrichtung einer natur- beziehungsweise ingenieurwissenschaftlichen Professur in den Denkmalwissenschaften habe eine ?ffnung des Faches bedeutet. Als ein Versuch mit Weitblick geht Rainer Drewello mit seiner Professur in die Geschichte der Universit?t ein. Denn: ?Schon sehr schnell wurde deutlich, dass dieser Schritt der ?ffnung des Faches richtig war“, so Godehard Ruppert. Die ?ffnung der traditionellen geisteswissenschaftlichen F?cher wurde fortgeführt und es wurden ihnen institutionell Schnittmengen zu anderen Wissenschaftsbereichen angeboten.

Der Aufbau des KDWT ist wesentlich Rainer Drewello zu verdanken

?Die heutige stark interdisziplin?re und auf Schnittstellen angelegte F?cherstruktur der Universit?t ist nicht vom Himmel gefallen. Und es war daher auch kein Zufall, dass ich 2004, als wir das Prorektorenamt neu besetzen mussten, auf Rainer Drewello kam“, erz?hlt Ruppert in seiner Laudatio weiter. Der Mut des Pr?sidenten sei ihm aus seiner Zeit als Prorektor beziehungsweise Vizepr?sident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs (2004 bis 2008) besonders in Erinnerung geblieben, sagt Drewello. ?Denn man darf nicht vergessen, dass damals die theologische Fakult?t sistiert wurde, Godehard Ruppert die Soziale Arbeit nach Coburg verlagert und die musikwissenschaftlichen Professuren nach Würzburg abgegeben hat – alles wohl begründet. Diese Entscheidungen haben Reinhard Zintl und ich als Vizepr?sidenten mit ?berzeugung mitgetragen“, so Drewello.

Wesentlich sei es Rainer Drewello auch zu verdanken, dass das Programm im ?kleinen Fach“ Denkmalwissenschaften zum gr??ten Masterstudiengang der so gro?en Fakult?t 球探足球比分 Kulturwissenschaften geworden sei, erz?hlt der Dekan der Fakult?t, Prof. Dr. Markus Behmer. ?Wesentlich Rainer Drewello ist auch der Aufbau des Kompetenzzentrums für Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien zu verdanken, der drittmittelst?rksten Einheit unserer Fakult?t und ein Leuchtturm, der in ganz Deutschland und weit darüber hinaus strahlt.“

Unkonventionelle Experimente und au?ergew?hnliche Ideen

Rainer Drewellos Kapitel an der Universit?t ist mit dem Ruhestand nicht abgeschlossen. Seine Expertise in den Restaurierungswissenschaften, die er in zahlreichen Forschungsprojekten unter Beweis stellte, kann er als Emeritus of Excellence an nachfolgende Generationen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern weitergeben. Einige dieser Projekte stellt Rainer Drewello anekdotenhaft in seiner Abschiedsvorlesung vor. So berichtet er beispielsweise von der Moschee Xo?a Zain ud-Din in Buchara in Usbekistan und wie er dort zusammen mit Kollegen in einem unkonventionellen Experiment herausgefunden hat, welcher Leim die Holzkonstruktionen in den S?uleng?ngen rund um die Moschee zusammenh?lt. Oder er erz?hlt von einem zuvor unbekannten Gem?lde im Schloss Neuschwanstein, das er gemeinsam mit einer Doktorandin und einem Doktoranden dort entdeckt hat. Ebenfalls entdeckte er mit anderen Denkmalwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern des KDWT 2019 den Grundstein von Schloss Neuschwanstein.

Am pr?gendsten für Bamberg ist wohl seine Arbeit in der Dominikanerkirche, die heute als AULA der Universit?t und für Veranstaltungen wie auch seine Abschiedsvorlesung dient: Eine au?ergew?hnliche Idee Drewellos brachte die ehemalige Spielst?tte der Bamberger Symphoniker zu ihrem heutigen Glanz. Damals schlug er vor, eine Referenzfl?che state of the art zu restaurieren und damit zu demonstrieren, dass der Raum es verdient, dass man in die Restaurierung investiert. Gemeinsam mit Studierenden und Promovierenden hat Drewello die sprechenden W?nde der heutigen AULA erforscht und dabei gewisserma?en ?sedimentierte Geschichte“ untersucht. Die Studierenden konnten dabei wertvolle praktische Erfahrungen sammeln. Hier und auch generell in der Lehre war Rainer Drewello eines stets besonders wichtig: ?Ich wollte den Studierenden immer sauberes, strukturiertes Denken beibringen und ihnen zeigen, dass es wichtig ist, auf Details zu achten und pr?zise zu arbeiten.“ In der AULA haben sie gemeinsam die Wandbilder restauriert. ?Das Ergebnis ist umwerfend“, sagt Drewello.

?In Bamberg sind wir keine isolierten Einzelk?mpfer“

In all seinen Ausführungen w?hrend der Abschiedsvorlesung ist es vor allem die Wertsch?tzung gegenüber seinen Kolleginnen und Kollegen, die zum Ausdruck kommt. So spricht er etwa die Zusammenarbeit mit den Lehrstühlen für Kulturinformatik und Theoretische 球探足球比分 an, welche im Zuge der Sanierung der AULA eingebunden waren. Denn die Malereien in der AULA entwickelten sich zum Ausgangspunkt eines fakult?tsübergreifenden Forschungs- und Lehrprojekts. Als weiteres Beispiel ist hier die 3D-Vermessung des Querhauses der Kathedrale Notre Dame zu nennen, die kurz vor dem Brand in Zusammenarbeit mit dem Kunsthistoriker Prof. Dr. Stephan Albrecht und dem Professor für Bauforschung und Baugeschichte Prof. Dr. Stefan Breitling entstanden ist. ?Ich kann mich noch an einen wundersch?nen Satz einer Pariser Kollegin erinnern, die damals gesagt hat, dass sie in ihrem Leben noch keine drei Professoren nebeneinander auf dem Baugerüst gesehen hat“, erz?hlt Drewello. ?In Bamberg sind wir keine isolierten Einzelk?mpfer.“

Seinen Kolleginnen und Kollegen überl?sst er nun das Feld: ?Ich bin der Meinung, dass man zum richtigen Zeitpunkt zurücktreten muss, einfach um auch denjenigen eine Chance zu geben, die nachfolgen“, sagt Rainer Drewello. Und auch Pr?sident Kai Fischbach stellt in seiner Laudatio fest: ?Ich bewundere Rainer Drewello dafür, wie er selbstlos und ohne Eitelkeit die ?bergabe des KDWT vorbereitet und umgesetzt hat, um der nachfolgenden Generation Raum für ihre eigenen Ideen und Vorstellungen zu geben.“ Und diesen Raum werden seine Nachfolgerinnen und Nachfolger zu nutzen wissen. ?Die Universit?t Bamberg, meine Kolleginnen und Kollegen und ich sind Rainer Drewello dankbar, dass er uns mit dem Kompetenzzentrum für Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien als Idee wie als Geb?ude R?ume zur gemeinsamen Identit?tsfindung, zum Austausch und zur Weiterentwicklung vernetzter Forschungsans?tze gestiftet hat“, sagt sein Kollege Stefan Breitling, der ihm als Sprecher des KDWT nachfolgt. ?Wir werden sie weiter nutzen.“

Für den Ruhestand hat Rainer Drewello schon ein paar Pl?ne. Einerseits m?chte er noch einmal nach Notre Dame, um zu sehen, wie dort der Wiederaufbau der Kathedrale weitergeht. Andererseits k?nnte er sich auch vorstellen, nach Italien zu reisen und sich Kirchen anzusehen, die nicht so sehr im ?ffentlichen Interesse stehen. Und: ?So platt es klingen mag, ich werde mal wieder einen Stein bearbeiten“, sagt der gelernte Steinmetz und Bildhauer.