Was haben Kühe mit Forschungsdaten zu tun?
Immer wieder ger?t die Landwirtschaft in die Kritik, wenn es um das Thema Tierhaltung geht. Milchkühe gesund zu halten, ist anspruchsvoll. Dabei werden Landwirt*innen inzwischen durch Technik unterstützt. So hat etwa Prof. Dr. Daniela Nicklas, Inhaberin des Lehrstuhls für Informatik, insbesondere Mobile Softwaresysteme/Mobilit?t, gemeinsam mit einem Forschungsteam und dem Institut für Landtechnik und Tierhaltung (ITL) an der Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft ein maschinelles Lernmodell für die sensorgestützte ?berwachung des Liegeverhaltens von Milchkühen auf der Weide und im Stall entwickelt. ?Durch die kontinuierliche ?berwachung verschiedener Verhaltensmuster wie etwa Liegen, Wiederk?uen und Fressen kann das System Verhaltens?nderungen erkennen, die mit Gesundheitsst?rungen einhergehen“, erkl?rt Daniela Nicklas. Das hilft den Landwirt*innen, aber was hat das mit Forschungsdatenmanagement zu tun?
?Wir wollten die Bewegungsdaten der Kühe, die wir bei diesem Projekt erhoben hatten, ver?ffentlichen“, erz?hlt Nicklas. Bisher k?nnen die Daten noch nicht bei der Universit?t selbst gehostet werden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müssen also auf externe Anbieter zurückgreifen. ?Wir haben ein Portal gefunden, das auf Bewegungsdaten von Tieren spezialisiert ist. Eines unserer Kriterien war, dass die GPS-Daten soweit anonymisiert werden, dass nicht ersichtlich ist, auf welchem Hof die Tiere stehen“, erl?utert Nicklas. Das war bei dem Anbieter nicht m?glich. Ein universit?tseigenes sogenanntes Repositorium, in dem die Daten gespeichert werden k?nnen, w?re hier nützlich gewesen: ?Bei einer eigenen Plattform kann man selbst für den Datenschutz sorgen und auf spezielle Anforderungen passgenauer reagieren“, meint die Professorin.
Forschungsmetadaten im FIS
Und genau das soll jetzt entstehen. Seit Anfang 2022 k?nnen Forschungsdaten im Forschungsinformationssystem (FIS) der Universit?t verzeichnet werden. Dabei werden noch nicht die Daten selbst im FIS abgelegt, sondern die Metadaten. Man kann etwa nachvollziehen, wer die Daten wann erhoben hat, in welcher Sprache diese erschienen sind und ganz wichtig: Wo diese bei externen Anbietern zu finden sind. In den kommenden Monaten wird darüber hinaus ein universit?tseigenes Repositorium entstehen, in dem die Bamberger Wissenschaftler*innen ihre Forschungsdaten speichern und ver?ffentlichen k?nnen. ?Wir wollen es den Forschenden so einfach wie m?glich machen, weshalb es verschiedene Importm?glichkeiten für die Metadaten gibt“, sagt Janina Kühner. Sie ist die Ansprechpartnerin an der Universit?t, wenn es um Forschungsdatenmanagement geht. Umgekehrt k?nnen die Daten auch leicht exportiert und nachgenutzt werden. In Zukunft m?chte Kühner Schulungen für Bamberger Wissenschaftler*innen anbieten. Auch eine individuelle Beratung ist m?glich. Dabei kann es um Fragen rund um die Ver?ffentlichung, die Optimierung der Metadaten, Datenmanagementpl?ne oder Datenschutz gehen.
?Forschungsdaten als Grundlage und Ergebnis wissenschaftlicher Forschung nehmen vor dem Hintergrund der immer weiter wachsenden Verfügbarkeit von Daten, Speicher- und Rechenkapazit?ten in ihrem Umfang und in ihrer Relevanz stetig zu“, sagt Janina Kühner. Forschungsdaten sind meist digitale Daten, die w?hrend wissenschaftlicher T?tigkeit etwa durch Befragungen, Messungen oder Quellenarbeit entstehen. ?Forschungsdatenmanagement beginnt mit der Erfassung und Digitalisierung der Daten und reicht über eine nachvollziehbare Verwaltung w?hrend eines Forschungsprojekts bis hin zur Ver?ffentlichung und Archivierung der Daten“, erkl?rt Dr. Fabian Franke, Leiter der Universit?tsbibliothek, an die das Forschungsdatenmanagement angegliedert ist.
Vorteile für Wissenschaftler*innen
?Unser Forschungsinformationssystem ist das umfangreichste, das es derzeit an deutschen Universit?ten gibt“, erl?utert Franke. ?Dass nun auch Forschungsmetadaten und in Zukunft die Forschungsdaten selbst dort zu finden sind, st?rkt unsere Stellung weiter, denn wir k?nnen so die ganze Forschungschronologie abbilden und Personen mit Projekten, Daten und Publikationen verknüpfen.“ Für Wissenschaftler*innen bietet das ebenfalls viele Vorteile. Der erste Professor, dessen Forschungsmetadaten bereits im FIS eingetragen wurden, ist Prof. Dr. Claus-Christian Carbon, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine 球探足球比分 und Methodenlehre. ?Es ist eine wichtige Tugend, die Forschungsarbeit sauber zu dokumentieren, denn so bleiben wichtige Daten erhalten und die Replizierbarkeit wird gew?hrleistet, sodass Ergebnisse auch überprüft werden k?nnen“, erkl?rt er. ?Die Universit?t tr?gt mit dem Forschungsdatenmanagement entscheidend zur Nachhaltigkeit der Daten bei.“ Die dauerhafte Verfügbarkeit der Daten wird inzwischen von F?rderorganisationen verlangt. Insgesamt werde auch die Vernetzung und interdisziplin?re Zusammenarbeit von Forschenden immer wichtiger, so Carbon. ?An der Universit?t gibt es mehr als 190 Lehrstühle und Professuren. Eine zentrale Datenbank kann dabei helfen, Synergien zu erzeugen und Cluster zu bilden.“ Auch Daniela Nicklas best?tigt: ?Daten k?nnen die Keimpunkte für interdisziplin?re Forschung sein.“
Eigenes Forschungsdatenmanagement tr?gt zur Open-Access-Strategie bei.
Bei einem eigenen Repositorium liegen die Daten dauerhaft direkt bei der Universit?t Bamberg. Forschende müssen sich deshalb keine Sorgen um die Kommerzialisierung ihrer Daten machen. Bei privaten Anbietern von Repositorien steht au?erdem immer die Gefahr der Insolvenz im Raum, in deren Fall ein Verlust der Daten m?glich w?re. ?Zum Selbstverst?ndnis der Universit?t Bamberg geh?rt es, das an der Universit?t entstandene Wissen für die Gesellschaft und die Wissenschaftsgemeinschaft umfassend, nachhaltig und ohne Einschr?nkungen zug?nglich zu machen“, erkl?rt Fabian Franke. Das Vorhaben tr?gt demnach auch zur Open-Access-Strategie der Universit?t bei, denn die Daten sollen frei verfügbar sein.
Weitere Informationen zum Forschungsdatenmanagement an der Universit?t Bamberg unter: www.uni-bamberg.de/ub/forschen-und-publizieren/forschungsdatenmanagement/