Download: Flyer für gendergerechten Sprachgebrauch der Universit?t Bamberg

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Empfehlungen für gendergerechten Sprachgebrauch der Universit?t Bamberg (Jan. 2022)

Auf dieser Seite finden Sie die Empfehlungen der Universit?t Bamberg zum gendergerechten Sprachgebrauch und diversit?tssensiblen Bildgebrauch. Diese Informationen sind für alle Universit?tsmitglieder relevant.

Aufgrund der geltenden Allgemeinen Gesch?ftsordnung (§ 22 Abs. 5 Satz 1 AGO) für Beh?rden in Bayern sind im beh?rdlichen, dienstlichen Schriftverkehr Sonderzeichen zur Sichtbarmachung geschlechtlicher Vielfalt unzul?ssig. Wir empfehlen in diesen F?llen insbesondere neutrale Formulierungen zu nutzen.

Laden Sie sich auch den dazugeh?rigen Flyer "Gendergerechter Sprachgebrauch - Empfehlungen für alle Universit?tsangeh?rigen" herunter, den Sie rechts im Kasten finden (bei mobilem Zugriff: oben im Kasten).

In den untenstehenden Kacheln finden Sie die Themen dieser Seite:

 

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Gendergerechter Sprachgebrauch: Warum eigentlich?

Alle Menschen sind gleichberechtigt und gleichwertig, unabh?ngig ihres Geschlechts. Gendergerechter Sprachgebrauch hat zum Ziel, Menschen aller Geschlechter (englisch und eingedeutscht: Gender) sprachlich abzubilden, um so gesellschaftliche Teilhabe und Gleichstellung zu f?rdern. Gendergerechter Sprachgebrauch, auch Gendern genannt, ist ein offenes Konzept. Es kann aus einem vielf?ltigen sprachlichen Repertoire gesch?pft werden. Zur Verfügung stehen verschiedene sprachliche Mittel, aus denen je nach Situation kontextbezogen ausgew?hlt werden kann, um so angemessen, stilistisch sicher und gendersensibel zu formulieren. Diese Webseite enth?lt Vorschl?ge für einen gendergerechten und gleichzeitig stilistisch angemessenen Sprachgebrauch. Die Vorschl?ge richten sich an alle Universit?tsangeh?rigen, Studierende und Lehrende, wissenschaftliches wie nichtwissenschaftliches Personal. Sie k?nnen in allen Kommunikationssituationen angewendet werden.

Wir k?nnen im Deutschen nicht sprechen, ohne uns auf Geschlecht zu beziehen.

Wenn wir die Studentin sagen, ist das nicht nur ein sprachliches Femininum, sondern bezeichnet auch immer eine weibliche Person. Wir k?nnen zwischen grammatischem Geschlecht (dem Genus) und tats?chlichem, au?ersprachlichen Geschlecht (dem Sexus) unterscheiden. Genus und Sexus sind also nicht dasselbe, jedoch treten sie oft gemeinsam auf: der Mann, der Student, der Mechaniker, der T?nzer, der Beamte sind maskulin und bezeichnen immer eine m?nnliche Person, die Frau, die Studentin, die Elektrikerin, die S?ngerin, die Professorin sind feminin und bezeichnen immer eine weibliche Person. Es gibt zwar Ausnahmen (etwa das M?dchen), aber für das Deutsche ist eine hohe Korrespondenz zwischen maskulinen W?rtern als Bezeichnung für m?nnliche Personen und femininen W?rtern als Bezeichnung für weibliche Personen festzustellen. Von dieser Genus-Sexus-Korrespondenz vollkommen unbetroffen sind natürlich alle Maskulina und Feminina, die keine geschlechtlichen Lebewesen bezeichnen: die Karotte, die Treppe, der Stuhl und der Tisch haben nichts Weibliches oder M?nnliches an sich.

Das Deutsche ist in seinen geschlechtlichen Zuweisungen bin?r, d.h. zweiteilig: Es gibt einerseits Frauen und andererseits M?nner, nur ganz selten sagt einmal eine Personenbezeichnung nichts über das Geschlecht der bezeichneten Person aus (etwa der Mensch, die Person, das Kind). Manche Menschen jedoch identifizieren sich als weder (eindeutig) weiblich noch (eindeutig) m?nnlich. Diese nicht-bin?ren Menschen haben ganz verschiedene Auspr?gungen geschlechtlicher Identit?t, aber ihnen ist gemein, dass sie sich sprachlich durch herk?mmliche Personenbezeichnungen wie Student oder Stundentin nicht ad?quat repr?sentiert fühlen.

Problematisch ist der Gebrauch von maskulinen (in den meisten F?llen also: m?nnlichen) Formen wie die Mitarbeiter mit dem Anspruch, alle Geschlechter miteinzuschlie?en. Da durch dieses sog. generische Maskulinum weder Frauen noch nicht-bin?re Menschen explizit in der sprachlichen Form genannt werden, bleibt es nachgewiesenerma?en für sie unklar, ob sie gemeint sind und sich deshalb angesprochen fühlen sollen. Gendergerechter Sprachgebrauch wirkt dieser Unklarheit entgegen.

Das Hauptanliegen des Genderns ist es deshalb, Menschen aller Geschlechter in unserer Sprache abzubilden und generische Maskulina zu vermeiden. Die Umsetzung dieses Anliegens ist ein Prozess, der Umdenken und Umgew?hnung erfordert. Diese Mühe ist es aber wert.

Neben der Verwendung gendergerechter Sprache ist es ebenfalls wichtig auf diversit?tssensible Sprache zu achten. Das bedeutet im Sprachgebrauch keine diskriminierenden Begriffe und Stereotypen z.B. aufgrund von (zugeschriebenen) Behinderungen, Krankheiten, Migrationserfahrungen, ?kologischen Verh?ltnissen, Lebensalter, Religion, Weltanschauung usw. zu reproduzieren.


Gendergerechter Sprachgebrauch im Deutschen: Wie?

Sich gendergerecht auszudrücken, geht im Deutschen prinzipiell auf drei verschiedene Arten:

  • genderneutrale Ausdrücke und S?tze, sodass komplett auf die Zuweisung von Geschlecht verzichtet wird
  • Doppelnennungen von Personenbezichnungen, die zumindest Frauen wie M?nner sprachlich sichtbar machen
  • Personenbezeichnungen mit einem Sonderzeichen versehen, wodurch ausgedrückt wird, dass mit dem Wort Menschen aller Geschlechter abgebildet werden

 

Studierende dürfen in ihren Arbeiten immer gendern, ob mit genderneutralen Ausdrücken, Doppelnennungen oder Sonderzeichen. Es darf auf die Bewertung der Arbeit keinen Einfluss haben.

Genderneutrale Ausdrücke

sind ein wichtiges Mittel des Genderns. Gendergerechtigkeit wird dadurch hergestellt, dass versucht wird, die Kategorie Geschlecht sprachlich nicht darzustellen. In vielen Kontexten ist das sinnvoll und ein generisches Maskulinum kann so umgangen werden.

Im Deutschen gibt es hierfür viele verschiedene M?glichkeiten:

  • genderneutrale Substantive
  • genderneutrale Pronomen
  • Partizipien und Adjektive im Plural
  • Sachbezeichnungen statt Personenbezeichnungen
  • genderneutrales Formulieren ganzer S?tze
  • Abkürzungen (eher im Mündlichen)

Genderneutrale Substantive sind Personenbezeichnungen, die kein Sexus und somit auch kein Gender festlegen, etwa der Mensch, die Person, das Mitglied, das Model, das Kind, das Individuum. Dies kann auch für zusammengesetzte Worte gelten, etwa die Gew?hrsperson statt die Gew?hrsfrau, der Gew?hrsmann.

Genderneutrale Pronomen legen ebenfalls kein Geschlecht fest, wenn sie sich auf Personen beziehen, etwa

  • alle statt jede/jeder
  • niemand statt keine/keiner
  • jemand statt eine/einer
  • wer statt derjenige/diejenige

Partizipien und Adjektive im Plural legen im Deutschen auch kein Geschlecht fest, zum Beispiel: die Studierenden, die Besch?ftigten, die Ankommenden, die Universit?tsangeh?rigen, die Gew?hlten, die Vorsitzenden.

Sachbezeichnungen statt Personenbezeichnungen k?nnen in manchen Kontexten helfen, etwa wenn das Geschlecht einer Person irrelevant ist:

  • die Gesch?ftsführung statt die Gesch?ftsführerin, der Gesch?ftsführer
  • die Lehrkraft statt die Lehrerin, der Lehrer
  • die Reinigungskraft statt die Putzfrau, der Putzmann
  • die Hilfskraft statt der Hilfswissenschaftler, die Hilfswissenschaftlerin
  • die Leitung statt die Leiterin, der Leiter

Manchmal hilft es nicht, einzelne Begriffe auszutauschen, da so der formulierte Satz schief klingt. In diesem Fall ist es hilfeich, ganze S?tze genderneutral umzuformulieren. Oft hilft es hierbei, die Menschen, für die der Satz bestimmt ist, direkt anzusprechen. Hier sind einige Beispiele:

Folgendes ist für die Antragstellung zu beachten statt Antragsteller müssen Folgendes beachten.

Sollten Sie interesse haben, melden Sie sich bitte statt Alle Interessenten melden sich bitte.

Bitte benutzen Sie die Schlie?f?cher statt Jeder Besucher muss die Schlie?f?cher benutzen.

Alle r?umen jetzt ihr Werkezug auf statt Jeder r?umt sein Werkzeug auf.

In der mündlichen Sprache des Alltags kann man sich auch manchmal mit Abkürzungen behelfen, etwa mit Studis oder Profs.

Doppelnennung

sind ein ad?quates Mittel, Frauen und M?nner sprachlich sichtbar zu machen. Doch nicht-bin?re Menschen bleiben durch eine Doppelnennung weiterhin sprachlich unsichtbar.

Manchmal ist es aber ratsam und angebracht, eine Doppelnennung zu w?hlen – wenn etwa keine genderneutralen Ausdrücke zur Hand sind, diese schon oft in einem Text genutzt wurden oder wenn Schreibungen mit Sonderzeichen nicht angemessen scheinen.

Beispiele für Doppelnennung sind:

  • Patientinnen und Patienten
  • Studenten und Studentinnen
  • Kolleginnen und Kollegen
  • Leser und Leserinnen

Ob zuerst der feminine oder maskuline Ausdruck gew?hlt wird, ist frei gestaltbar. Die Reihenfolge kann beliebig gewechselt werden, solange dies den Sprachfluss nicht st?rt.

Wenn es mehrere Doppelnennungen hintereinander gibt, kann man auch zu einem "gemischten Doppel" greifen:

Liebe Zuschauerinnen und Zuh?rer (statt: Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, liebe Zuh?rerinnen und Zuh?rer)

Mitglieder der Bundesversammlung sind Politiker, Jounalistinnen, Schauspieler, Künstlerinnen und andere Personen des ?ffentlichen Lebens. (statt: Mitglieder der Bundesversammlung sind Politiker und Politikerinnen, Jounalistinnen und Journalisten, Schauspieler und Schauspielerinnen, Künstlerinnen und Künstler und andere Personen des ?ffentlichen Lebens.)

Mit Sonderzeichen

Schreibungen mit Sonderzeichen, auch Sparschreibungen genannt, sind nützliche Mittel des gendergerechten Sprachgebrauchs, weil sie auf wenig Platz Menschen aller Geschlechter miteinschlie?en, hier am Beispiel Pfleger*in veranschaulicht:

Pfleg | er | * | in

  • (Pfleg) ist die Wortbasis (vom Verb pfleg-en)
  • (er) steht für alle M?nner, die pflegen
  • (*) steht für alle nicht-bin?ren Menschen, die pflegen
  • (in) steht für alle Frauen, die pflegen

M?gliche Sonderzeichen

  • Gendersternchen: Pfleger*in
  • Doppelpunkt: Pfleger:in
  • Unterstrich: Pfleger_in
  • Schr?gstrich: Pfleger/in, auch: Pfleger/-in

Aus der Menge an m?glichen Sonderzeichen empfehlen wir derzeit das Gendersternchen. Andere Sonderzeichen, etwa Doppelpunkt, Unterstrich oder Schr?gstrich, sind deshalb genauso angemessen und m?glich.

Verwendung

ein*e Student*in = 'eine Person jeglichen Geschlechts, die studiert'

die Student*innen = 'eine Gruppe an Menschen verschiedener Geschlechter, die studieren'

Bei den genderneutralen Ausdrücken wird Geschlechtergerechtigkeit dadurch hergestellt, dass die Kategorie Geschlecht nicht dargestellt wird. Hier wird Geschlechtergerechtigkeit dadurch dargestellt, dass alle Geschlechter der beteiligten Menschen dargestellt werden. Des guten Sprachflusses wegen empfehlen wir im Singular nur eine Verwendung mit ein*e oder ganz ohne Artikel, im Plural sind alle Verwendungen m?glich.

Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverbandempfiehlt, falls Schreibungen mit Sonderzeichen verwendet werden, das Gendersternchen (Stand: M?rz 2021). Bei Vorleseprogrammen für Sehbehinderte oder bei Programmen zur Weiterverarbeitung von Texten (etwa in Zeitungsverlagen) k?nnen Sonderzeichen noch zu Problemen führen, die betreffenden Programme werden jedoch nach und nach angepasst.

Aussprache

Ausgesprochen werden Schreibungen mit Sonderzeichen mit dem sog. Glottisschlag, vergleichbar mit einer kurzen Pause vor dem i, wo das jeweilige Sonderzeichen steht. Diese kurze Pause tritt im Standarddeutschen regelm??ig auf, ist also keinesfalls ungewohnt: ver’arbeiten, be‘inhalten Brat‘apfel, Spiegel'ei und etwa Student*'in.

So lieber nicht

Generisches Maskulinum, mit und ohne Hinweis darauf, dass mit der Autor oder der Obdachlose auch Frauen und nicht-bin?re Menschen gemeint seien, ist kein ad?quates Mittel des gendergerechten Sprachgebrauchs. Eine andauernde Nutzung reproduziert und zementiert bisherige Ungleichheiten und stereotype Vorstellungen.

Es bleibt selbstverst?ndlich allen frei, so zu schreiben und zu reden wie sie wollen. An dieser Freiheit ?ndert auch das Konzept des gendergerechten Sprachgebrauchs nichts. Auch kommt es aufgrund jahrelanger Gewohnheit recht schnell vor, dass doch noch mal ein generisches Maskulinum verwendet wird, auch wenn eigentlich angedacht war, es nicht mehr zu benutzen. Es kommt also nicht auf jedes einzelne generische Maskulinum an, sondern vielmehr darauf, dass wir gemeinsam versuchen Menschen aller Geschlechter sprachlich darzustellen und wahrnehmbar zu machen. Fakt ist, dass das mit dem generischen Maskulinum nicht funktioniert.

Achten Sie bei der Umstellung auch auf h?ufige Fallstricke, wie etwa:

Unterschrift des Teilnehmenden

Hier ist zwar Teilnehmenden genderneutral, des ist aber weiterhin generisch-maskulin. Stattdessen k?nnten Sie schreiben:

Teilnehmendenunterschrift

 

Lassen Sie sich kontextbasiert und bei Bedarf selbst gendergerechte Ausdrücke und Formulierungen einfallen. Gendergerechter Sprachgebrauch lebt davon, dass sich Menschen eigene Gedanken machen und neue Ideen einbringen. Wenn Sie nirgendwo einen ad?quaten Ausdruck finden für das, was Sie ausdrücken wollen, f?llt Ihnen vielleicht selbst einer ein. Abhilfe kann aber auch ein Genderw?rterbuch oder andere nützliche Internetseite bieten, schauen Sie sich dafür die gesammelten Links an.

Der Rat für deutsche Rechtschreibung betonte im M?rz 2021, ?dass allen Menschen mit geschlechtergerechter Sprache begegnet werden soll und sie sensibel angesprochen werden sollen“. Genderneutrale Ausdrücke und Doppelnennungen sind dabei Teil der deutschen Rechtschreibung, nur die Schreibungen mit Sonderzeichen sind im Moment noch nicht Teil der deutschen Rechtschreibung.

Für das Verfassen amtlicher Dokumente empfehlen wir, der aktuellen Rechtschreibung zu folgen.


Praxis: Beispiele und Problemf?lle

Anreden und Titel

Sprechen wir Menschen direkt an, so ist es oft unm?glich, ihr Geschlecht nicht zu benennen: Frau Professorin. Doch was tun, wenn das Geschlecht unbekannt ist oder es sich um eine nicht-bin?re Person handelt? Auch hier gibt es verschiedene M?glichkeiten gendersensibel zu formulieren.

Frauen und M?nner k?nnen natürlich wie gewohnt angesprochen werden: Sehr geehrte/Liebe Frau Muster oder Sehr geehrter/Lieber Herr Muster

Bei unbekanntem Geschlecht oder für nicht-bin?re Menschen k?nnen folgende Begrü?ungen verwendet werden: Sehr geehrte*r/Liebe*r Kim Muster. Der Vorname tritt hier an die Position des bin?ren Frau/Herr. Der Name Kim soll hier als Beispiel für einen genderneutralen Vornamen dienen.

Wenn es der formale und situative Kontext zul?sst, kann auch auf Begrü?ungsformeln zurückgegriffen werden, die Geschlecht gar nicht definieren, etwa:

  • Sehr geehrte Anwesende/Teilnehmende
  • Guten Tag Kim Muster
  • Hallo zusammen
  • Liebe Alle

Wir empfehlen auch, dass Titel und akademische Grade, die vor Namen stehen oder genannt werden, dem Geschlecht angepasst werden, etwa:

  • Professorin, Doktorin für Frauen
  • Professor*in, Doktor*in für nicht-bin?re Menschen oder bei unbekanntem Geschlecht

Obwohl Abkürzungen zumeist genderneutral sind, k?nnen für Einzelpersonen auch genderspezifische Abkürzungen verwendet werden, etwa:

  • Prof.in oder Dr.in für eine Frau

Für nicht-bin?re Menschen fehlen an vielen Stellen noch allgemein anerkannte Formen, so auch hier die Abkürzungen von Titeln.

Pronomen der 3. Person: er, sie, ?

Für nicht-bin?re Menschen fehlen an vielen Stellen noch allgemein anerkannte Formen, so etwa das Pronomen (er, sie, ?) oder Anreden und Titel. Es gibt jedoch bereits viele Vorschl?ge für neue Pronomen (sog. Neopronomen), die nicht-bin?re Menschen bezeichnen. Folgen Sie, wenn bekannt, den Pr?ferenzen der betreffenden Person oder benennen Sie die Person einfach mit ihrem Vor- und Nachnamen. Die Nennung mit Vor- und Nachname ist immer richtig. In E-Mail-Signaturen oder in der Teilnahmeliste in Videokonferenzen am Namensende lassen sich manchmal die von der Person gewünschten Pronomen finden. Dort steht dann beispielsweise: Kim Muster (sie/ihr). Sollte Sie auf ein Ihnen unbekanntes Pronomen sto?en, dann ist es nicht unh?flich, wenn Sie bei der betreffenden Person nachfragen, wie Sie die Pronomen benutzen k?nnen.

Als Personalpronomen für nicht-bin?re Menschen sind unter anderem sier, xier, ex/x oder fey in Gebrauch. Weitere weit verbreitete Neopronomen im Deutschen sind auch dey/deren/denen, em/ems oder they/theirs/them. Die jeweiligen Personalpronomen sind individuell sehr unterschiedlich, weshalb diese Aufz?hlung nur beispielhaft zu verstehen ist. Im Folgenden stehen Beispiels?tze, die die Nutzung der Neopronomen veranschaulichen soll:

Sier kommt heute zum Essen. Ich habe sier gebeten Salat mitzubringen. Ich gebe sier sp?ter Geld dafür. (Aussprache mit Reim auf hier)

Xier geht nach Hause. Ich habe xien heute gesehen und wurde von xiem auf einen Kaffee eingeladen. (Aussprache mit Reim auf hier)

X mag Musik. Ich habe x auf einem Konzert getroffen. X gef?llt Livemusik. (Aussprache wie der Buchstabe, also [?ks])

Fey spielt Geige. Ich habe fey gestern geh?rt. Ich habe fey ein Kompliment für feys Musik gemacht. (Aussprache mit Reim auf hey)

Dey war bei mir zu besuch. Deren Tasche wurde hier vergessen. Ich habe sie denen zurückgegeben.

Em hat viele Haustiere. Das sind ems Tiere. Die Tiere m?gen em. (Aussprache wie der Buchstabe M, also [?m])

They liest gerne. Ich habe them beim Buchclub kennen gelernt. Their Lieblingsgenre ist Fantasy. (Aussprache wie im Englischen)

Manche Menschen benutzen auch gar keine Pronomen. Stattdessen wird der Name verwendet:

Kim wohnt in einer WG. Hier ist Kims Zimmer. Ich besuche Kim heute.

?brigens: Du und Sie sind genderneutral und k?nnen immer verwendet werden. Anwesende durch du und Sie einzubeziehen, ist nicht nur gendergerecht, sondern auch h?flich und inklusiv. Dialog ist der beste Weg zu gegenseitigem Verst?ndnis und gegenseitiger Akzeptanz.

Weitere Pronomen und genaue Aufschlüsselung der Deklinationen auf https://nibi.space/pronomen.

Das W?rtchen man

Da man gleichlautend mit Mann ist und beide Worte auch eng verwandt sind, wird das Pronomen manchmal als generisches Maskulinum wahrgenommen. Das alternative Gegenwort frau ist leider auch nicht genderneutral, denn es ist eines der wenigen generischen Feminina der deutschen Sprache.

Wer man vermeiden m?chte, kann das durch die Sparschreibung eine*r tun. Auch der Neologismus mensch kann helfen, sofern der formale Kontext es zu l?sst. Beide Formen sind genderneutral. In stark informellen Kontexten geht auch das ?generische“ du (?hnlich ist es im Englischen mit you).

  • Nachts sollte man genug schlafen.
  • Nachts sollte frau genug schlafen
  • Nachts sollte eine*r genug schlafen.
  • Nachts sollte mensch genug schlafen.
  • Nachts solltest du genug schlafen.

Auch jemand und niemand werden teilweise kritisiert, da sie Zusammensetzungen von man/Mann sind. Es gibt hierzu die stark informellen Gegenvorschl?ge jemensch und niemensch.

Solche sprachgeschichtlichen Herleitungen von Worten k?nnen Aufschluss darüber bieten, wie diese heutzutage gedeutet werden k?nnen. Jedoch ist dies auch mit Vorsicht zu genie?en. So kommt das Wort Mensch selbst vom althochdeutschen mannisco bzw. mennisco, welches wiederum von althochdeutsch man 'Mann' kommt. Auch Mensch kommt also wie man vom Mann-Wort. Heutzutage gilt Mensch natürlich als genderneutral.

In amtlichen und offiziellen Dokumente haben man, jemand und niemand weiterhin ihren festen Platz. In informellen Kontexten k?nnen Sie selbst entscheiden, welches Wort sie verwenden m?chten.

Ausführliche Beispiele

Für generische Maskulina gibt es in den meisten F?llen mehrere gendergerechte Ausdrücke als Alternative, aus denen man w?hlen kann.

Für das generische Maskulinum die Studenten gibt es im Deutschen drei verschiedene gendergerechte Ausdrücke: die Studierenden, die Studentinnen und Studenten und die Student*innen. Sie k?nnen frei und je nach Kontext und Situation unterschiedlich w?hlen, welchen Ausdruck sie verwenden. Es gibt keinen Zwang zur Einheitlichkeit.

Für das generische Maskulinum die Mitarbeiter gibt es sogar sechs verschiedene Ausdrücke, aus denen Sie w?hlen k?nnen: die Mitarbeitenden, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Mitarbeiter*innen, die Besch?ftigten, die Belegschaft, das Personal. Zu erkennen ist, dass das ersetzende Wort nicht immer direkt verwandt sein muss mit dem generischen Maskulinum, das es ersetzt (die Mitarbeiter, aber die Besch?ftigten).

Weitere Beispiele finden Sie in dem Flyer für gendergerechten Sprachgebrauch der Universit?tsleitung oder im Internet (schauen Sie sich dafür in den Links um).


Gendergerechter Sprachgebrauch im Englischen

Anders als das Deutsche unterscheidet das Englische nicht nach Genus. Das bedeutet, dass viel weniger oft Bezug auf Geschlecht genommen werden muss als im Deutschen. Deshalb gilt:

Gendergerechter Sprachgebrauch ist im Englischen viel einfacher m?glich als im Deutschen.

Personenbezeichnungen sind meist bereits genderneutral. Nicht-genderneutrale Bezeichnungen werden so umgewandelt, dass sie neutral werden (etwa statt -man besser -person). Existieren in seltenen F?llen weibliche Entsprechungen von Personenbezeichnungen, so herrscht der Konsens, die spezifisch weibliche Form nicht zu nutzen. Die Form die übrig bleibt, wird dann als genderneutral verstanden (dies ist nicht zu verwechseln mit dem generischen Maskulinum des Deutschen, denn im Englischen gibt es ja kein Genus).

  • chairperson/chair statt chairman, chairwoman
  • the French statt Frenchmen
  • actor statt actor, actress

In der Anrede ist Folgendes zu beachten:

  • Mr für M?nner
  • Ms für Frauen
  • Mx für nicht-bin?re Menschen und bei unbekanntem Geschlecht

Anders als im Deutschen werden Anreden schriftlich meistens abgekürzt und nur voll ausgesprochen (?Herr‘ wird <Mr> geschrieben, steht aber für mister). Ms und Mx sehen aus wie Abkürzungen sind aber Vollformen. Ms wird [m?z] ausgesprochen mit Reim auf engl. his. Es ersetzt die ?lteren Formen Mrs (?Frau‘) und Miss (?Fr?ulein‘). Mx wird [m?ks] ausgesprochen wie engl. mix oder auch [m?ks] mit einem e-Laut wie in Geschlecht.

Englische Pronomen bezeichnen wie die herk?mmlichen deutschen nur m?nnliche und weibliche Personen (he/she, ?er/sie). Es hat sich jedoch für nicht-bin?re Menschen und den generischen Gebrauch das eigentliche Pluralpronomen they und seine Formen durchgesetzt. Es wird wie ein Singular verwendet:

Every student should submit their paper until 31st of March.

This is Taylor.They study biology.

Mehr zum Gendern im Englischen finden Sie in der Linksammlung.


Diversit?tssensible Bildsprache

Nicht nur in der Sprache, auch im Bild werden Menschen wegen ihres Geschlechts unterrepr?sentiert und gesellschaftliche Geschlechterstereotype reproduziert. Im Bild geschieht dies leider nicht nur aufgrund des Geschlechts, sondern auch wegen anderer Kategorien, etwa dem kulturellen, ethnischen oder sozialen Hintergrund, der Herkunft, dem Aussehen, dem Alter, der Religion oder Weltanschauung, der sexuellen Orientierung und Identit?t oder der k?rperlichen und geistigen F?higkeiten.

Bei der Auswahl und Erstellung von geeigneten Bildern sollte deshalb die reale Vielfalt der Gesellschaft und der Universit?tsgemeinschaft abgebildet werden. Nicht auf jedem Bild müssen und k?nnen aber deshalb Menschen repr?sentativ für die ganze Gesellschaft dargestellt werden – Zweck und Ziel von bildlichen Darstellungen sind oft sehr verschieden.

Es empfiehlt sich passend zum jeweiligen Kontext des Bildes, folgende Punkte bei der Erstellung und Auswahl von Bildern zu beachten:

  • Gleichberechtigtes, kollegiales Miteinander statt hierarchische Haltungen
  • Ausgewogene Verteilung von T?tigkeiten statt nur Frauen bei stereotyp weiblichen T?tigkeiten und nur M?nner bei stereotyp m?nnlichen T?tigkeiten
  • Ausgewogene Darstellung aller Geschlechter statt geschlechtliche Binarit?t
  • Ausgewogene Darstellung aller Partnerschaftsformen statt Heteronormativit?t
  • Authentische Darstellung von Menschen statt sexualisierte Inhalte

Eine optimale bildliche Darstellung ist eine, die alle Menschen als gleichwertig darstellt und gleichzeitig keine Rollenklischees und Stereotype abbildet. Bei der Auswahl und Erstellung von Bildmaterial sollte auf eine ausgewogene Darstellung der Geschlechter und der Vielfalt der gesellschaftlichen Realit?t allgemein geachtet werden.


Argumente für gendergerechten Sprachgebrauch

Im folgenden sind kurze Texte zu weitverbreiteten Positionen gegen gendergerechten Sprachgebrauch zusammengestellt. Diese diskutierenden wie informierenden Textstücke sollen als Argumentationshilfe und Denkanst??e dienen.

1. Gendern ist kein korrektes Deutsch

Um auf dieses g?ngige Argument gegen das Gendern einzugehen, sollte zun?chst die Frage gestellt werden: Was ist denn eigentlich korrektes Deutsch? In der Orthografie und Grammatik gibt es zwar ein recht strenges Regelkorsett, das aber eine Abbildung der allgemein üblichen Sprachweise darstellt. Die Regeln werden somit auch ge?ndert, erg?nzt und eben dem gerade üblichen Sprachgebrauch angepasst. Daher ma?t sich auch das wohl bekannteste Nachschlagewerk für die deutsche Sprache, der Duden, nicht an, diese Regeln zu diktieren. Das W?rterbuch bildet in erster Instanz die Sprache und den gerade üblichen Sprachgebrauch ab. Daher geben die Nutzer*innen der deutschen Sprache mit dem allt?glichen Gebrauch der Sprache die “Korrektheit” ebendieser vor. Dieser natürliche Sprachgebrauchs- und Sprachwandel l?sst dann Freir?ume für Entwicklungen wie beispielsweise das Gendern.

Zur Illustration solcher ?nderungen, die dem allt?glichen Gebrauch entstammen, kann das Beispiel von Co-Autorin bzw. Coautorin vorgestellt werden. Vor der Ver?ffentlichung der neuen Auflage des Dudens im Juni 2017 durch den Rat für deutsche Rechtsschreibung w?re diese jetzt richtige Schreibweise falsch gewesen und einzig Ko-Autorin bzw. Koautorin w?re richtig gewesen. Da die eigentlich “inkorrekte” Schreibung mit C jedoch oft verwendet wurde, ist sie in den Duden als “korrekte” Schreibvariante mitaufgenommen worden.

Schlussendlich kann zusammengefasst werden, dass vor allem die Sprecher*innen die Regeln und Korrektheit einer Sprache formen und es keine Instanz gibt, die absolute, unver?nderliche Korrektheit von Sprache und Sprachgebrauch vorgeben kann. Vielmehr folgt die etablierte Instanz, der Duden, dem Gebrauch der Sprecher*innen.

2. Gendern st?rt den Lesefluss

Am Anfang sind wir alle gestolpert. Als wir das erste Mal gegenderte Texte gelesen haben, sind unsere Augen beim Lesen an den Stern*chen, Doppel:punkten und Unter_strichen h?ngen geblieben. Es ist also durchaus nachvollziehbar, wenn man es am Anfang als eine Herausforderung empfindet, Texte in gendergerechter Sprache zu lesen. Die Betonung liegt hier auf am Anfang, denn wir sind lernf?hig und je ?fter wir bestimmte W?rter sehen, umso leichter f?llt es uns, diese flüssig zu lesen. Ein Beispiel dafür sind neue Rechtschreibungen für bereits erlernte Worte bzw. Wortschreibungen: Haben sich am Anfang noch viele an der neuen Schreibart von dass, Fluss oder Schifffahrt gesto?en, ist sie heute selbstverst?ndlich. Und genauso wird es auch mit der Verwendung von Gendersternchen oder anderen Sonderzeichen sein – wenn wir uns darauf einlassen.

3. Gendern ver?ndert unsere Sprache auf unnatürliche Weise

Auch wenn uns im Deutschunterricht ein eher starres Bild von unserer Sprache beigebracht wird, ist es eigentlich so, dass sich das Deutsche im langsamen, aber laufenden Wandel befindet. Der Rat der deutschen Rechtschreibung definiert eines seiner Ziele deshalb als ?die Rechtschreibung … in unerl?sslichem Umfang weiterzuentwickeln“. G?be es keinen Sprachwandel, so müsste dies nicht geschehen. Auch alle Lexika k?nnten ihre erste Auflage immer wieder neu drucken, anstatt neuere Auflagen zu erarbeiten.

Getragen wird Sprachwandel immer von den Gewohnheiten der einzelnen Sprechenden: Was zur Gewohnheit einer Mehrheit der Sprachnutzer*innen wird, hat gute Chancen, allgemein üblich und schlie?lich zur Regel zu werden. Dieser Sprachwandel ist keinesfalls schlecht, sondern vielmehr vollkommen normal und natürlich.

Da Sprachwandel von den Sprecher*innen einer Sprache getragen wird, ist es deshalb als vollkommen natürlich zu bewerten, wenn einzelne Sprachnutzer*innen ihren Sprachgebrauch bewusst oder unbewusst an bestimmte Ma?gaben, etwa Gendergerechtigkeit, anpassen. Es passiert hier n?mlich nichts Anderes als in den Jahrhunderten davor auch: die eine Sprech- und Sprachgewohnheit ersetzt Stück für Stück eine andere.

Wichtig festzuhalten ist aber auch: Sprachwandel kann nicht erzwungen werden. Neue Sprachgewohnheiten müssen sich schrittweise etablieren und durchsetzen.

Warum aber Sprecher*innen ihre Sprachgewohnheiten ?ndern, ist eine andere, noch ungekl?rte Frage. In der Sprachwissenschaft gibt es viele Theorien und viele m?gliche Gründe für Sprachwandel. Die Gleichstellung aller Menschen unabh?ngig ihres Geschlechts scheint uns davon nicht der schlechteste zu sein.

4. Generisches Maskulinum ist Genus, nicht Sexus

Genus und Sexus sind zwei unterschiedliche Kategorien. Doch beide sind eng miteinander verwoben, sie stehen in einer Wechselbeziehung. Genus, das ist das grammatische Geschlecht einer Sprache. Das Deutsche besitzt davon drei: Maskulinum, Femininum und Neutrum. Der Stuhl, die Tastatur, das Wetter. Sexus meint das au?ersprachliche, das tats?chliche Geschlecht einer Person, die mit einem Wort bezeichnet wird – Sexus ist deshalb nur relevant, wenn mit einem Wort tats?chlich auch eine Person bezeichnet wird.

Die ?rztin ist feminin und bezeichnet eine Frau.

Der Mitarbeiter ist maskulin und bezeichnet einen Mann.

Das M?dchen ist Neutrum, bezeichnet aber eine (junge) Frau.

Die Person ist feminin, definiert aber nicht den Sexus des Menschen, der bezeichnet ist: Menschen jedes Geschlechts k?nnen damit bezeichnet werden.

Die Karotte ist feminin. Sexus ist hier irrelevant, da das Wort keine Person bezeichnet.

Zwei Dinge fallen auf: Genus und Sexus k?nnen mit etwas ?bung gut voneinander unterschieden werden und Genus und Sexus stehen in einem Zusammenhang. Das Genus-Sexus-Prinzip besagt, dass feminine Personenbezeichnungen meist weibliche Personen bezeichnen und maskuline meist M?nner: der Herr, der Junge, der Kumpel, der Student, der Bruder, der Geologe aber die Dame, die Freundin, die Professorin, die Sportlerin, die Cousine, die Aufsichtsr?tin. Natürlich gibt es Ausnahmen, einige davon sind oben angeführt. Die Regelhaftigkeit und Korrelation von Genus und Sexus bleiben davon unberührt: der Gro?teil der Personenbezeichnungen des Deutschen f?llt in das Muster feminin/weiblich und maskulin/m?nnlich.

Deshalb irritiert es immer wieder, wenn mit einem einzigen Genus, n?mlich Maskulinum, Menschen aller Geschlechter gemeint sein sollen – haben wir als Muttersprachler*innen doch gelernt, dass maskuline Personenbezeichnungen in den allermeisten F?llen M?nner meinen. Studien (s.u. Quellen) belegen, dass es hier bei allen Sprecher*innen unabh?ngig des Geschlechts zu Unsicherheiten in der Zuordnung kommt. Diese allt?glichen Unsicherheiten k?nnen nachgewiesenerma?en einen mal mehr mal weniger stark ausgepr?gten negativen Effekt auf das Leben vieler Sprecher*innen haben (auch von M?nnern).

Oft wird kritisiert, dass gendergerechter Sprachgebrauch unpr?zise ist, doch liegt das Ziel des Konzepts genau darin, eine der gr??ten Ungenauigkeiten und auch Ungerechtigkeiten des modernen Deutschen zu beheben.

5. Generisches Maskulinum meint doch alle

Es stimmt. Generisches Maskulinum meint alle. Das ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass es nur m?nnliche Personen ausdrücklich nennt, w?hrend es alle anderen nur mitmeint. Deshalb wei? niemand, wann ein Maskulinum nun generisch für alle Geschlechter gemeint ist und wann es sich ausschlie?lich auf M?nner bezieht. Nehmen wir folgenden Satz: Deutschland braucht mehr Pfleger. Bedeutet dieser Satz nun, dass das deutsche Gesundheitssystem mehr m?nnliches Pflegepersonal braucht (also Pfleger im ausschlie?lich m?nnlichen Sinn) oder allgemein mehr Pflegepersonal unabh?ngig vom Geschlecht braucht (also Pfleger im generischen Sinn)? Wissen Sie es? Wir nicht.

Genau diese Ungenauigkeit ist es, die im allt?glichen Sprachgebrauch nicht nur zu Irritationen führt, sondern manchmal Ausl?ser handfester Ungleichheit und somit Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern ist. Zahlreiche Studien belegen (ein Teil davon ist unten angeführt), dass die Ungenauigkeiten in der Zuordnung von maskulinen Personenbezeichnungen kognitive Prozesse behindern und Entscheidungen von Individuen zum Negativen beeinflussen. Ein Beispiel, das potenziell schwerwiegende Folgen haben k?nnte: M?nner merken sich den Inhalt von Packungsbeilagen am besten, wenn alle Personenbezeichnungen in der Doppelnennung (Patientinnen und Patienten) vorkommen – nicht, wenn Maskulina generisch verwendet werden.

Gendergerechter Sprachgebrauch bereinigt die sprachliche Ungenauigkeit und die daraus resultierenden negativen Effekte und Ungleichheiten. Ein Hinweis am Anfang des Textes, dass generisches Maskulinum verwendet wird und mit diesem alle Menschen gemeint seien, bereinigt das Problem im ?brigen nachweislich nicht: Wieder bleibt unklar, ob das konkrete Maskulinum nun generisch gemeint ist oder ausschlie?lich M?nner bezeichnen soll.

6. Gendern macht Sprache unpr?zise

Das Vermeiden von generischem Maskulinum führe zu grammatischen Fehlern und falschen Bezügen und dadurch zu Verst?ndnisproblemen, sagen manche Kritiker*innen des Genderns so oder so ?hnlich. Die Sorge darum, dass Gendern zu Verst?ndnisproblemen führen k?nnte, ist bei Gegner*innen von geschlechtersensiblem Sprachgebrauch gro?. Doch das Gegenteil ist der Fall: Gegenderte Sprache pr?zisiert für all die, die vom generischen Maskulinum ausgeschlossen werden. Studien belegen, dass sich Frauen bei Stellenanzeigen, die das generische Maskulinum verwenden, weniger geeignet für den Job fühlen. Oder, ganz allgemein, dass Frauen gar nicht so sehr mitgedacht werden, wie Befürworter*innen des generischen Maskulinums gerne behaupten. Geschlechtergerechter Sprachgebrauch macht Kommunikation nicht unpr?zise, sondern erleichtert sie. Frauen wie nicht-bin?re Menschen kann so deutlich gemacht werden, dass wirklich alle Menschen und nicht nur M?nner angesprochen und inkludiert werden.

?(D)as generische Maskulinum versteckt Frauen systematisch und legt ihnen die zus?tzliche Bürde auf, st?ndig darüber nachzudenken, ob sie in einem konkreten Fall mitgemeint sind“ (Stefanotwitsch, 2018). Denn wer ist gemeint in dem Satz Es werden Studenten als Probanden gesucht? Sind es Menschen jeglichen Geschlechts oder vielleicht doch nur m?nnliche Studierende? Bei gegenderter Sprache würde es nicht zu solchen Missverst?ndnissen kommen. Entweder es w?ren tats?chlich nur m?nnliche Studierende gesucht oder es hie?e Es werden Studierende als Proband*innen gesucht.”

Geschlechtergerechte Sprache erleichtert also Menschen das Verstehen von sprachlichen ?u?erungen und Frauen und nicht-bin?ren Menschen das Identifizieren mit diesen. Sie k?nnen sich so sicher sein, ob sie angesprochen sind oder über sie gesprochen wird, was das generischen Maskulinum nachgewiesenerma?en nicht leisten kann.

7. Gendern wird unsere Gesellschaft nicht ver?ndern

Sprache und Gesellschaft ver?ndern sich in Beziehung zueinander. Gesellschaftliche Ver?nderungen müssen in Worte gefasst werden, weshalb auch immer wieder neue W?rter entstehen. Gleichzeitig wirkt Sprache in die Gesellschaft hinein und st??t so Ver?nderungen an.

Gendergerechter Sprachgebrauch in Stellenausschreibungen macht zum Beispiel Frauen und andere Geschlechter sichtbar. Die Folge ist, dass sich Frauen und nicht-bin?re Menschen h?ufiger auf Stellen bewerben, auf die sie sich vorher nicht beworben h?tten. Die gegenderte Stellenanzeige sorgt also dafür, dass sich Frauen neue Berufsfelder und T?tigkeitsbereiche erschlie?en. Sie werden dadurch zu alternativen Rollenmodellen und ver?ndern die Berufswelt und Gesellschaft letztlich nachhaltig.

Gegenderte Sprache kann auch die Sensibilit?t für gesellschaftliche Schieflagen erh?hen und diese konkretisieren. Wer zum Beispiel schreibt Die Arbeitsbelastung in der Pflege ist hoch, hat sicher Recht. Der Satz Die mehrheitlich weiblichen Mitarbeitenden des Seniorenheimes leiden unter einer hohen Arbeitsbelastung benennt die leidenden Menschen sehr viel genauer. Wer hier also konkret wird, macht Arbeit und Leid von Frauen sichtbar. Dadurch kann sich die Gesellschaft dafür sensibilisieren, was Frauen auf Dauer entlastet. ?hnlich funktioniert das auch in Bezug auf die Betreuung von Kindergarten- und Schulkindern.

Gendergerechter Sprachgebrauch sch?rft also den Blick, was meist der erste Schritt für Ver?nderung ist. Deshalb ist es wichtig, dass unsere Sprache nun Ausdrucksformen sucht, die Vielzahl der Geschlechter darzustellen. Asterisk (Schüler*innen), Doppelpunkt (Paketzusteller:innen), Unterstrich (Teilnehmer_innen), oder auch einmal das Ausrufezeichen (Mechatroniker!innen) sind deshalb wegbereitend für gesellschaftlichen Wandel. Denn nur die, die sichtbar sind, werden auch berücksichtigt werden.

8. Gendern macht Texte l?nger

Wie so vieles ist auch der Weg hin zu einer gendergerechten Sprache ein Prozess. Bildet sich mensch erstmal ein Verst?ndnis davon, um was es dabei im Speziellen geht, ist die Reaktion der meisten Personen, statt nur einem Geschlecht nun eben zwei zu nennen. Das Bewusstsein für diese Thematik kommt für viele Studierende beim Schreiben ihrer Haus- und Abschlussarbeite: Soll ich gendern? Und wenn ja, wie? Oft wird dann zur Doppelnennung und zu auf Dauer etwas unhandlichen Formulierungen wie Alumnae und Alumni, W?hler und W?hlerinnen, Studenteninnen und Studenten oder Lehrer und Lehrerinnen gegriffen. Dabei k?nnte es auch Ehemalige,Wahlberechtigte, Studierende oder Lehrpersonal hei?en.Wenn das nicht ausreicht oder zu unpers?nlich klingt, k?nnen auch Formulierungen mit Sonderzeichen wie dem Gendersternchen benutzt werden: Absolvent*innen, W?hler*innen, Student*innen, Lehrer*innen. Lehrpersonal und Lehrer*innen ist tats?chlich l?nger als das generische Maskulinum Lehrer: je 12 Zeichen zu 6. Auch wenn Zeitungen (im Druck, nicht online) strenge Zeichenvorgaben haben, sollte es ihnen 6 Zeichen mehr wert sein, die Realit?t in deutschen Klassenzimmern und in der Gesellschaft abzubilden.

Das Ganze ist ein Prozess und zuerst auch ein Umdenken und eine Umstellung, auf die mensch sich einlassen muss. Dieser Prozess kann aber sehr spannend und kreativ sein. Es liegt eine Sch?nheit in der wegbereitenden Arbeit, eine ganz eigene gendergerechte Handschrift zu entwickeln.

9. Gendern ist nicht barrierefrei

Wird argumentiert, dass gendergerechter Sprachgebrauch nicht barrierefrei ist, dann sollten wir zuerst fragen, was Barrieren für Menschen mit Behinderung überhaupt sind. Barrieren sind Ausschlussmechanismen. Gleichberechtigte Sprache ist das Gegenteil, n?mlich Inklusion durch Sichtbarmachung in Sprache.

Wird angeführt, dass ein Gendersternchen von Screenreadern nicht gelesen werden kann, dann müssen wir uns vergegenw?rtigen, dass Screenreader vor zehn Jahren noch keine Smileys lesen konnten. Technik kann sich genau wie Sprache weiterentwickeln. Und das vorgelesene Gendersternchen, also ein "Mitarbeiter-Sternchen-innen" schlie?t eine*n Sehbehinderte*n weniger aus als der vergessene Alt-Text zum Bild im Twitter-Newsfeed oder schlecht generierte PDF-Tabellen.

Wenn angeführt wird, dass gendergerechter Sprachgebrauch von Nutzer*innen von leichter Sprache nicht verstanden wird, dann dürfen wir nicht vergessen, dass das generische Maskulinum selbst von Menschen ohne geistige Behinderung nicht immer als solches verstanden wird. Gerade Leichte Sprache bedeutet, dass alle Gemeinten auch genannt werden. Leichte Sprache folgt teils eigenen Regeln – auch für den gendergerechten Sprachgebrauch haben sich angemessene Regeln finden lassen (s. Quellen).

10. Gendern diskriminiert die, die das jetzt lernen müssen

Gendergerechter Sprachgebrauch ist ein Konzept, das entwickelt wurde, um allt?gliche Diskriminierung in unserer Sprache zu thematisieren und schlie?lich zu beheben. Es ist ein Konzept, das ausdrücklich und inklusiv alle Menschen ansprechen m?chte, um so dabei zu helfen, eine Gesellschaft zu formen, in der eine freiheitliche Gleichheit gelebte Realit?t wird. Mit dieser Zielsetzung diskriminiert der geschlechtergerechte Sprachgebrauch niemand.

Wollen wir diese Zielsetzung erreichen, müssen wir alle unseren Sprachgebrauch ?ndern - das ist eine Umgew?hnung, durchaus. Ver?nderungen erfordern Aufwand. Das kann nerven, das ist anstrengend, das ist manchmal auch unangenehm. Aber es ist weit von Diskriminierung entfernt - allein schon deshalb, weil niemand gezwungen wird zu gendern. Alle dürfen (und sollen) so reden wie sie m?chten. Es darf und kann unserer Meinung nach niemand gezwungen werden, auf die eine oder andere Weise zu sprechen.

Genauso muss und darf berechtigte Kritik geübt werden, wenn jemand auf die eine oder die andere Weise spricht. Eine solche Kritik ist aber keine Diskriminierung, sondern sie ist notwendiger Bestandteil des freiheitlich-demokratischen Diskurses innerhalb unserer Gesellschaft. Dass diese Kritik an manchen Stellen sehr heftig ausf?llt, ist schmerzlich, denn es ist nicht zielführend für die Sache, sie emotional aufzuladen. Auch dass manche Unternehmen oder Organisationen versuchen, ihren Mitarbeitenden und Partner*innen das Gendern oder Nicht-Gendern vorzuschreiben, ist nicht okay und schürt lediglich Ressentiments.

Gendergerechter Sprachgebrauch lebt von der Freiwilligkeit und der Macht der Argumente. Der Zwang ist kein geeignetes Mittel, um freiheitliche Werte wie Gleichheit durchzusetzen. Und genau deshalb wird niemand diskriminiert, der nicht Gendern will oder es noch nicht kann – manchmal aber eben kritisiert.

Quellen

Hinter den Angaben stehen jeweils die Nummern der Texte, in denen die Quelle verwendet wurde.

Literatur

  • Bem, Sandra / Bem, Daryl (1973): ?Does Sex-biased Job Advertising ?Aid and Abet‘ Sex Discrimination?“, in: Journal of Applied Social Psychology 3/1, 6-18. (5, 7) Online verfügbar im Bamberger Katalog

  • Braun, Frederike / Oelkers, Susanne / Rogalski, Karin / Bosak, Janine / Sczesny, Sabine (2007): ?‘Aus Gründen der Verst?ndlichkeit…‘: Der Einfluss generisch maskuliner und alternativer Personen-bezeichnungen auf die kognitive Verarbeitung von Texten“, in: Psychologische Rundschau 58/3, 183-185. (4, 5, 7) Online verfügbar im Bamberger Katalog

  • Gygax, Pascal / Gabriel, Ute / Garnham, Alan / Oakhill, Jane / Sarrasin, Oraine (2008): ?Generically intended, but specifically interpreted. When beauticians, musicians, and mechanics are all men“, in: Language and Cognitive Processes 23/3, 464–485. (5)

  • Kotthoff, Helga / Nübling, Damaris (2018): Genderlinguistik. Eine Einführung in Sprache, Gespr?ch und Geschlecht, unt. Mitarb. v. Claudia Schmidt, Tübingen: Narr, 91-127. (5) Online vefügbar im Bamberger Katalog

  • Stahlberg, Dagmar / Sczesny, Sabine (2001): ?Effekte des generischen Maskulinums und alternativer Sprachformen auf den gedanklichen Einbezug von Frauen“, in: Psychologische Rundschau52/3, S.131–140. (4, 5, 7) Online verfügbar im Bamberger Katalog

  • Stefanowitsch, Anatol (2018): Eine Frage der Moral. Warum wir politisch korrekte Sprache brauchen, Berlin: Duden Verlag. (6) Verfügbar im Bamberger Katalog

  • Vervecken, Dries / Hannover, Bettina / Wolter, Ilka (2013): ?Changing (S)expectations. How gender fair job descriptions impact children’s perceptions and interest regarding traditionally male occupations“, in: Journal of Vocational Behavior 82/3, 208-2020. (7) Online verfügbar im Bamberger Katalog

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Literatur und Links

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fürs Deutsche

fürs Englische

Ratgeber und Literatur zum Thema Gendern

  • Diewald, Gabriele / Steinhauer Anja (2017): Richtig gendern. Wie Sie angemessen und verst?ndlich schreiben, Berlin: Duden. Online verfügbar im Bamberger Katalog
  • Diewald, Gabriele / Steinhauer, Anja (2019): Gendern. Ganz einfach! Berlin: Duden. Online verfügbar im Bamberger Katalog
  • Diewald, Gabriele / Steinhauer, Anja (2020): Handbuch geschlechtergerechter Sprache. Wie Sie angemessen und verst?ndlich gendern, Berlin: Duden. Verfügbar im Bamberger Katalog
  • Kotthoff, Helga / Nübling, Damaris (2018): Genderlinguistik. Eine Einführung in Sprache, Gespr?ch und Geschlecht, unt. Mitarb. v. Claudia Schmidt, Tübingen: Narr Francke Attempto. Online verfügbar im Bamberger Katalog
  • Nübling, Damaris (2020):Genus und Geschlecht. Zum Zusammenhang von grammatischer, biologischer und sozialer Kategorisierung (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur. 球探足球比分 sozialwissenschaftliche Klasse 2020.1), Stuttgart: Franz Steiner. Online verfügbar im Bamberger Katalog