▼ Dr. jur. Dagmar Steuer-Flieser [2009]
\\ PROFESSORINNEN AN DER UNIVERSIT?T BAMBERG
\\ INTERVIEW VON 2009
"In dieser Verantwortung ist es mir sehr wichtig, Gespr?che mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu führen, weil ich Wert darauf lege, dass man offen miteinander kommuniziert."
Erhielten Sie wa?hrend der Studienzeit bzw. in Ihrer beruflichen Laufbahn Unterstu?tzung?
Die einzige finanzielle Unterstu?tzung, die ich als Studentin erfuhr, waren die Zuwendungen von meinen Eltern. Ich kann mich erinnern, dass sich dieses Auskommen wa?hrend des Studiums immer deutlich unter dem damals aktuellen Sozialhilfeniveau befand. Meine Eltern mussten schlie?lich nicht nur mich, sondern auch meine beiden Bru?der, die ebenfalls die Universita?t besuchten, finanzieren. Es bestand immer U?berfluss an Geldmangel, daher stand ich in den Ferien am Flie?band in einem Pharma-Betrieb, verdiente mir Geld in der Verwaltung einer Videovertriebsfirma, arbeitete als Mitarbeiterin und Sprecherin in einer Fernsehfilmproduktionsfirma und war als Praktikantin u?ber das Studien soll hinaus bei einem Rechtsanwalt ta?tig. Natu?rlich hatte ich auch Unterstu?tzung im Beruf - ohne die perso?nliche Unterstu?tzung bestimmter Mentoren, die an die Fa?higkeiten ihrer Mitarbeiter glauben, geht es nicht. Als Anwa?ltin in der Kanzlei war es einer der Seniorpartner, der fu?r mich immer Zeit hatte, um mir Fragen zu beantworten und Zusammenha?nge zu erkla?ren, die sich aus dem Tagesgescha?ft ergaben. An der Uni Bayreuth war es Helmut Ruppert, der dortige ehemalige Pra?sident, der damals gleichzeitig Vorsitzender der ?Bayerischen Hochschul-Rektoren-Konferenz“ war. Er bestellte mich dafu?r als seine Referentin und nahm mich in sa?mtliche Besprechungen und Sitzungen mit, wenn sich Pra?sidenten und Rektoren aller bayerischen Universita?ten trafen. Dadurch bekam ich Einblick in die Themen und Verfahren, die zu hochschulpolitischen Entscheidungen fu?hren.
Wie kamen Sie auf die ?Idee“, Jura zu studieren? Wieso haben Sie im Anschluss an Ihr Studium promoviert?
Jura wollte ich studieren, weil ich schon fru?h, bereits nach einem Semester Lehramt fu?r Deutsch und Franzo?sisch merkte, dass ausschlie?lich zu Unterrichten nicht meinem wirklichen Wollen entspricht. Meine Sta?rken liegen im analytischen Denken und Arbeiten, von daher lag es nahe, dass ich ein Studium suchte, das logisch und strukturiert aufgebaut ist und der spa?tere Beruf dieses Denken auch weiter bedient. Zudem kannte ich in meinem familia?ren Umfeld Juristen, deren Arbeit mir sympathisch erschien und deren Berichte aus ihrem Arbeitsalltag mir gefielen. Promovieren wollte ich, nachdem ich mit meinen Examensergebnissen nicht zufrieden war. Ich hatte von mir selbst mehr erwartet. Diese eigene Unzufriedenheit wollte ich kompensieren. Zudem merkte ich, dass das wissenschaftlich, juristische Arbeiten, dasjenige, das u?ber das Studium hinausgeht, den Dingen auf den Grund gehende Arbeiten mir entgegen kommt und ich damit gut umgehen kann. Aus gleicher Motivation heraus wollte ich auch das sogenannte zweite Recht, das kirchliche Recht kennen lernen, weshalb ich mich bei den katholischen Theologen eingeschrieben habe und ich mich dort mit dem ?Codex iuris canonici“ bescha?ftigt habe. Mit meiner Promotion konnte ich beide Interessensgebiete und beide Rechte sogar miteinander verknu?pfen. Diese Strategie hat sich auch als richtig herausgestellt. Erstens hat mir die Arbeit an meiner Dissertation sehr viel Freude bereitet und zweitens war die Promotion mit ?summa cum laude“ auch sehr erfolgreich. Die Angebote und die Durchfu?hrung meiner Lehrauftra?ge in Mu?nster an der Theologischen Fakulta?t und in Bayreuth an der Juristischen machte deutlich, dass meine Arbeiten bei den jeweiligen Fakulta?ten auch ankamen. Und es zeigte vor allem mir selbst, dass ich die richtige Wahl getroffen hatte, die wissenschaftliche Laufbahn nicht zu verfolgen, denn inzwischen war mir die Neugier auf die Anwendung der erworbenen juristischen Breite wichtiger geworden, als die Suche nach wissenschaftlicher Tiefe.“
Gab es fu?r Sie Vorbilder oder Menschen, die Sie in Ihrem Vorhaben besta?rkt haben?
Mein damaliger Freund und jetziger Ehemann hat mich immer besta?rkt und unterstu?tzt, so wie ich ihn auch immer unterstu?tzt habe. Wir haben uns gegenseitig immer in unseren Studien moralisch getragen und erga?nzen uns bis heute hervorragend. Meine Eltern sind natu?rlich in diesem Zusammenhang auch wieder zu nennen, weil sie immer, ohne selbst vermo?gend zu sein, nicht nur die finanziellen Mittel aufbrachten, sondern vor allem Geduld hatten und mir das Vertrauen entgegenbrachten und die Freiheit lie?en, die erforderlichen Entscheidung selbst zu treffen. Vorbilder habe ich keine. Ich meine, jeder sollte sich seine eigene Vorstellung vom Leben als Orientierung nehmen und seinen Lebensauftrag in sich suchen und diesem folgen. Jemanden als Vorbild zu nehmen ist meines Erachtens tru?gerisch, da jeder Mensch seine eigene unverkennbare Mixtur aus Talenten und Begabungen hat. Ich denke, es macht mehr Sinn sich mit seiner perso?nlichen Mischung auseinander zu setzen und vor allem seine Sta?rken auszubauen, als sich nach Vorbildern umzuschauen. Die Kombination aus Schwa?chen und Begabungen ist individuell und bei keinem zweiten Menschen in gleicher Konstellation wieder zu finden. Vergleiche haben daher immer einen Pferdefu? – sich nach ihnen zu richten macht nur unglücklich.
Ko?nnten Sie bitte kurz Ihre Arbeit vorstellen? Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Das eigentlich Spannende ist, dass meine Arbeit so facettenreich ist. So gestaltet sich jeder Tag ganz anders, und oftmals eben auch anders als geplant, und auch innerhalb des Tages ko?nnen sich Dinge mehrfach a?ndern, auch hinsichtlich der Terminlagen. Man hat natu?rlich wa?hrend der Vorlesungszeit sehr viele Gremiensitzungen, neben der Universita?tsleitung und der Erweiterten Universita?tsleitung beispielsweise die Teilnahme im Senat oder im Hochschulrat. Als Teil der Hochschulleitung bin ich natu?rlich in allen Gremiensitzungen mit anwesend und stehe fu?r die Themen als Ansprechpartnerin zur Verfu?gung, die mein Ressort bilden. Das ist vorrangig alles, was mit Haushaltsfragen zu tun hat, ich bin Beauftragte des Haushalts, und damit auch bei allen Fragen, die von finanzieller Bedeutung sind, zu beteiligen. Das hei?t, beispielsweise in Berufungsverhandlungen, die Fragen zur Personal- und Sachmittelausstattung. Au?erdem bin ich Leiterin der Zentralverwaltung und zusta?ndig fu?r alle nicht-wissenschaftlichen Mitarbeiter. In dieser Verantwortung ist es mir sehr wichtig, Gespra?che mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu fu?hren, weil ich Wert darauf lege, dass man offen miteinander kommuniziert, und auch jeder wissen sollte, was in einzelnen Bereichen passiert. Wir sind auch insgesamt immer mehr verzahnt, die Aufgaben lassen sich nicht allein nach dem Gescha?ftsverteilungsplan bewa?ltigen, sondern im Verbund, gemeinsam mit den Kollegen. Darum habe ich unter anderem verschiedene Gespra?chsrunden initiiert. Als Leitung der Zentralverwaltung sind wir auch an der Umsetzung all dessen beteiligt, was uns der Gesetzgeber oder der Ministerrat vorgibt. So fu?hren wir zum Beispiel die Umsetzung der Kosten- und Leistungsrechung oder auch die Trennungsrechnung voran. Aber auch die Pru?fungsverwaltung oder Fragen der Studentenkanzlei geho?ren zu unserem wissenschaftsstu?tzenden Bereich. Wir versuchen unsere Aufgaben mo?glichst effektiv und zur Zufriedenheit der Studierenden und der Wissenschaftler zu erfu?llen. So einen typischen Tag gibt es also nicht, ich habe auch sehr viele Au?entermine, zum Beispiel im Ministerium oder mit Vertretern der Stadt Bamberg, - auch Repra?sentations- und Abendtermine, fordern Zeit und Aufmerksamkeit. Mein Aufgabenbereich umfasst also viele verschiedene Aspekte, - das ist scho?n, das ist das, was Freude bereitet.
Was reizt Sie an der Aufgabe?
Reizvoll finde ich vor allem die vielen Abwechslungen, die meine Aufgaben mit sich bringen. Wesentlich ist aber die viele Zeit, die ich mit Menschen verbringe, mit Menschen, die unterschiedlicher fast nicht sein ko?nnen. Reizvoll an dieser Aufgabe ist au?erdem die Mo?glichkeit, etwas zu gestalten. Nicht ausfu?hrendes Organ oder das Werkzeug, der Hebel anderer zu sein, sondern durch eigenes Agieren selbst Einfluss zu nehmen auf die Lo?sungen, die von den stets pra?senten Vera?nderungen gefordert werden. Ein weiterer Aspekt ist die gesamte Fu?hrungsaufgabe, das hei?t mit unterschiedlichen Menschen zu arbeiten, die bereit sind, sich mit ihrer ganzen Perso?nlichkeit einzubringen und die sich proaktiv verhalten, das hei?t, mit Menschen, die handeln und sich nicht rechtfertigen, die bei Fehlern Korrekturma?nahmen ergreifen und nicht bei anderen die Schuld suchen und die agieren und nicht daru?ber mutma?en, was alles sein ko?nnte, die sich durch eigene in die Zukunft gerichtete Aktivita?ten fu?r die Gestaltung der Bamberger universita?ren Zukunft engagieren; - diesen Mitarbeitern das Gefu?hl der Identita?t mit ihrer Arbeit, damit auch mit der Uni Bamberg, ein entsprechendes Selbstwert- und Gemeinschaftsgefu?hl zu geben, - das ist fu?r mich befriedigend und reizvoll.
Lie? sich Ihr Beruf mit familia?ren Pla?nen in Einklang bringen?
Meinen Beruf als Kanzlerin kann ich nur deshalb ausu?ben, weil mein Mann seinen Beruf aufgegeben hat und zu Hause bei unserem Sohn ist. Nur mit der Unterbringung unseres Sohnes in einem Kindergarten wa?re die Kanzler-Aufgabe unmo?glich zu vereinbaren. Mit den angebotenen Kindergartenzeiten ko?nnte ich die vielen Unregelma??igkeiten, die mein Beruf mit sich bringt nicht abdecken. Die u?bliche Kinderbetreuung, die durch die Gemeinden oder von anderen Tra?gern angeboten wird, ist in der Regel nur fu?r getaktete oder terminlich ins Detail planbare Berufe ausgelegt. Fu?r Eltern, die ta?glich mit Terminverschiebungen, die sich mit Unplanbarem auseinandersetzen mu?ssen, sind die Betreuungseinrichtungen noch immer unzureichend organisiert und zumeist viel zu starr ausgelegt. Da wir auch keine Verwandten, Omas, Tanten oder a?hnliche in der Umgebung haben, blieb keine andere Wahl, als dass ein Elternteil zu Hause bleibt. Au?erdem ist man meines Erachtens seinen Kindern als Eltern auch die perso?nliche Na?he und eine gewisse Regelma??igkeit schuldig, weshalb fu?r uns nur diese Lo?sung in Frage kam.
Hatten Sie bzw. haben Sie das Gefu?hl, dass Sie im Gegensatz zu Ihren ma?nnlichen Kollegen mehr leisten mussten bzw. mu?ssen, um die gleiche Anerkennung zu bekommen?
Dass ich mehr ha?tte leisten mu?ssen als meine ma?nnlichen Kollegen, um die gleiche Anerkennung zu erhalten, das kann ich nicht behaupten. Im Gegenteil, ich hatte sogar manchmal das Gefu?hl, weil ich eine Frau bin, konnte ich die eine oder andere Chance sogar besser nutzen. In den akademischen Pru?fungen ist dieses Thema schon abgehakt, - entscheidende Pru?fungen werden anonym geschrieben. Und wie schon seit vielen Jahren in den u?blichen Stellenausschreibungen zu lesen ist, wird bei nahezu allen Ausschreibungen die Erho?hung des Frauenanteils angestrebt. Ich denke, dass die Frauen zur Zeit gerade deshalb gute Chancen haben. Zumindest stelle ich diese Entwicklung beim Staat fest, wie sich die Wirtschaft dazu verha?lt, kann ich nicht sagen, aber auch als Anwa?ltin konnte ich in der Kanzlei keine unterschiedliche Behandlung oder Bewertung des Geleisteten zwischen mir und den Ma?nnern feststellen.
Warum arbeiten in Verwaltungsberufen vor allem Frauen? Wie kann man das a?ndern?
Diese Frage finde ich sehr interessant. Ich habe mir mal die Zahlen geben lassen und so viele Frauen in der Verwaltung gibt es prozentual gar nicht. In der Zentralverwaltung arbeiten 59 % Frauen und 41 % Ma?nner, also relativ ausgewogen, und wenn man den gesamten nicht-wissenschaftlichen Bereich betrachtet, haben wir 69 % Mitarbeiterinnen und 31 % Mitarbeiter. Eigentlich ist das auch noch vertretbar. Die Verteilung ha?ngt selbstversta?ndlich stark mit der Typik bestimmter Stellen zusammen. So sind Sekretariatsstellen u?blicherweise nach wie vor mit Frauen besetzt, was nicht so sein mu?sste. Aber das ist auch bei anderen Verwaltungseinrichtungen und in der Wirtschaft so. Es gibt eben bestimmte Stellenprofile, die nach wie vor mehr von Frauen belegt sind. Die Stelle einer Kinderga?rtnerin wa?re so ein Beispiel, dort sind viel zu wenig Ma?nner bescha?ftigt. Au?erdem haben wir relativ fru?h schon Teilzeitmodelle angeboten, - anders als in der freien Wirtschaft -, wodurch die Universita?t sich auch eine gewisse Vorbildfunktion erarbeitet hat. Nun ist es wiederum so, wenn die Frauen vorrangig Kinder betreuen, dann suchen sie zumeist nach Teilzeitstellen, um beruflich wieder Fu? fassen zu ko?nnen. Dann hat man natu?rlich auch wieder als Resultat mehr Frauen, aber das ist ein gesamtgesellschaftliches Pha?nomen, das sich auch bei uns in gewisser Weise widerspiegelt.
Was wu?rden Sie generell Frauen raten, die sich fu?r eine Ta?tigkeit in der Verwaltung an einer Universita?t interessieren?
Dazu kann ich gerne einige Dinge sagen, die aber wiederum nicht ausschlie?lich geschlechtsspezifisch sind. Ganz wichtig, wenn man hier an der Uni Bamberg anfa?ngt, ist, dass man sich bewusst macht, dass wir keine Beho?rde, sondern ein Wissenschaftsbetrieb sind. Hier werden stetig neue Erkenntnisse gesucht, - die Arbeit an der Uni ist deshalb durch sta?ndige Vera?nderung und sta?ndigen Wandel gepra?gt. Daher muss man auch selbst beweglich und mobil sein. Man arbeitet nicht in einer strengen Hierarchie, und auch die 球探足球比分e sind a?u?erst differenziert. So hat ein Student ganz andere Anspru?che und Interessen, als beispielsweise ein Hochschullehrer, und man muss sich bewusst machen, dass man sehr viele verschiedene Ansprechpartner hat. Grundsa?tzlich wichtig ist aber, dass man sich eine Stelle sucht, fu?r die man geeignet ist und die den eigenen Fa?higkeiten entspricht. Nur dann kann man sich wohl fu?hlen und mit Freude arbeiten. So gesehen sollte man aktiv und kommunikativ sein und mit Freude an die Arbeit gehen.
Wie kamen Sie zu Ihrer Stellung? Welchen Fu?hrungsstil verfolgen Sie?
Die Stellung als Kanzlerin in Bamberg bekam ich dadurch, dass ich den normalen Auswahlprozess durchlaufen habe. Nachdem ich bereits Vizekanzlerin in Bayreuth war, ich in Thurnau, also in ra?umlicher Na?he zu beiden Universita?ten Bayreuth und Bamberg wohne, habe ich die freie Stelle des Kanzleramtes in Bamberg als Chance erkannt und mich dem Auswahlverfahren gestellt. Mit meinem Fu?hrungsstil will ich meine Mitarbeiter nicht nur fu?r die jeweiligen Aufgaben der Abteilungen begeistern, nicht als Ab-Arbeiter von bestimmten Einzelta?tigkeiten einsetzen, sondern als Teilhaber am gesamten Geschehen gewinnen. Die Arbeit, die von der gesamten Universita?t und auch von der Universita?tsverwaltung - als Teil davon - erbracht werden muss, ist mehr als die Summe der Einzelaktivita?ten. Ich mo?chte, dass sich meine Mitarbeiter auch fu?r die Dinge interessieren, die neben ihren individuellen Ta?tigkeiten geschehen, dass sie aufmerksam werden, fu?r alles, was die Universita?t betrifft. Aus diesem Grund lege ich gro?en Wert auf ein umfa?ngliches Kommunikations- und Informationsverhalten. Umso mehr die Menschen u?ber eine Sache wissen, desto mehr ko?nnen sie sich, sofern sie - wie vorher schon erwa?hnt - proaktiv sind, dafu?r begeistern. Die Motivationssta?rke fu?r eine Aufgabe leitet sich meines Erachtens direkt vom Identifikationsgrad mit der u?bergeordneten Sache ab. Es gibt - wie ich meine - keinen bestimmten einzelnen richtigen Fu?hrungsstil. Der praktizierte Fu?hrungsstil sollte zudem niemals vom Vorgesetzten gesetzt sein, sondern sollte sich immer an der inneren Bereitschaft und an den Fa?higkeiten des einzelnen Mitarbeiters bzw. der einzelnen Gruppe oder Abteilung orientieren. Weil alle Mitarbeiter unterschiedlich sind und auch unterschiedliche mehr oder weniger auf ihre Talente passende Aufgaben haben, gibt es genauso viele Fu?hrungsstile. Zumindest strebe ich diese situative Fu?hrungsarbeit an. Meine Mitarbeiterorientierung richtet sich nach der beruflichen und der aufgabenspezifischen Reife des Mitarbeiters. Dazu muss das eine Mal streng, autorita?r und akkurat genau angeben werden, was zu tun ist, ein anderes Mal kann dem gleichen Mitarbeiter, weil er fu?r diese andere Aufgabe die ho?here Kompetenz und den U?berblick bereits erworben hat, in kooperativer Vereinbarung eine Aufgabe delegiert werden. Dazwischen bemu?he ich mich, den Mitarbeitern und vor allem deren individuellen Fa?higkeiten zu entsprechen, ihnen gerecht zu werden und den richtigen, stets situativ zu wa?hlenden Fu?hrungsstil zwischen den Extremen des Diktats und des Delegats immer auf ?s Neue zu finden. Im Mittelpunkt soll aber immer der informierte und interessierte Mensch und nicht der unbeteiligte Arbeiter stehen.
Wu?rden Sie mit dem Wissen, das Sie heute haben, etwas an Ihrem beruflichen Werdegang a?ndern?
Im Wesentlichen nichts, denn aus allem was ich bisher gemacht habe, konnte ich viel lernen und fu?r die jeweils neue Aufgabe immer wieder anwenden. Mein beruflicher Werdegang war nicht geplant, ich strebte nach dem Studium ja nicht das Ziel an, Kanzlerin einer Universita?t zu werden, sondern ich nahm immer das, was mir gerade als richtig erschienen ist, an und versuchte, daraus das Beste zu machen. Ich wusste immer, was ich nicht mochte, das nahm ich auch nie in die engere Auswahl, aber fu?r alles andere war ich immer offen und neugierig, flexibel und mobil genug, um mich dafu?r zu interessieren, - von daher gibt es nichts zu korrigieren. Korrekturen sind nur bei geplantem Vorgehen zula?ssig. U?ber die Dinge, die einem zufallen, kann man wohl keinen Korrekturma?stab anlegen. Bei den beabsichtigten und planbaren Ausbildungsstationen wu?rde ich heute allerdings den Auslandsaufenthalt sta?rker in den Mittelpunkt ru?cken. Ich war zwar fu?r kurze Zeit im Ausland, wu?rde diese Zeit aber im Nachhinein - auch auf die Gefahr, ggf. la?nger fu?r das Studium zu brauchen -, verla?ngern und intensivieren. Das ist auch eine Empfehlung meinerseits an die aktuell Studierenden, die vielen Mo?glichkeiten, die inzwischen geboten werden, zu nutzen und fu?r la?ngere Zeit ins Ausland zu gehen. Studieren hei?t heute mehr denn je, nicht nur Wissen aufzusaugen, sondern weiter zu reifen und sich als Mensch weiterzuentwickeln. An der Universita?t Bamberg werden ja schon in erfreulich hohem Ma?e Auslandsaufenthalte von unseren Studierenden genutzt. Die Universita?t will mit den vielen Kooperationen und Auslandsangeboten dazu auch Ihren Teil beitragen, nicht nur Fachkompetenz zu vermitteln sondern auch die Perso?nlichkeit zu sta?rken, und die kann man nicht in Vorlesungen oder aus Bu?chern erlernen. Das, was ich in meinem Beruf heute vor allem brauche, ist nicht das, was ich in der juristischen Ausbildung gelernt habe, sondern das, was ich durch meine verschiedenen Ta?tigkeiten, nicht zuletzt auch im Ausland und durch die notwendigen Jobs in den Semesterferien erlebt und erfahren habe.
Welche Pla?ne gibt es hinsichtlich der Kinderbetreuung an der Universita?t Bamberg? Welche Pla?ne verfolgen Sie generell im Bezug auf die Erweiterung der Universita?t?
Was die Kinderbetreuung betrifft, so kann ich sagen, dass ich mit allen beteiligten Entscheidungstra?gern gesprochen habe und wir u?ber ein super Konzept verfu?gen. Alle Altersgruppen sind vertreten, daher hat unser Konzept Modellcharakter. Aber gerade der Umfang dieses Konzeptes hat sich in Gespra?chen als sehr anspruchsvoll herausgestellt. Entweder gibt es kein passendes Fo?rderprogramm oder aber die Finanzierung bereitet Schwierigkeiten und la?sst sich mit den Richtlinien und Bedingungen der Beteiligten nicht vereinbaren. Als Betreiber wu?rde die Diakonie gerne aktiv werden, allerdings ermangelt es uns noch an einer Ra?umlichkeit. Das Projekt ist in seiner bisherigen Gestalt zu komplex, daher ist meiner Meinung nach wichtig, das Konzept ein Stu?ck weit zu reduzieren, so beispielsweise den Hort herauszunehmen. Dies empfiehlt sich auch, da die gro??te Nachfrage im Krippen- und Kindergartenbereich liegt. Eine geeignete Ra?umlichkeit mu?sste auf Grund und Boden stehen, der dem Freistaat Bayern geho?rt. Ich mo?chte die Mo?glichkeit nutzen, an dieser Stelle darauf hin zu weisen, dass eine Verbesserung der Kinderbetreuung fu?r die Universita?tsleitung von hoher Priorita?t ist. Wir arbeiten intensiv daran. Fu?r die Zwischenzeit sollten wir Belegpla?tze anbieten, das hei?t also vorreservierte Pla?tze fu?r Kinder von Studierenden und Mitarbeitern. Gemeinsam mit unserem Eltern-Service-Bu?ro versuchen wir baldmo?glichst entsprechende Kooperationsvertra?ge mit Tra?gern von Kinderbetreuungseinrichtungen abzuschlie?en. Was die Erweiterung der Universita?t betrifft, so mu?ssen wir uns vor allem ra?umlich erweitern, aber da hat sich im letzten Jahr glu?cklicherweise auch schon vieles getan. So haben wir den ersten und zweiten Bauabschnitt Markusgela?nde und umfangreiche Anmietungsmo?glichkeiten in einem Bestellbau genehmigt bekommen. Ansonsten gibt es vieles, was wir noch erreichen wollen: Mehr Stellen, sowohl im wissenschaftlichen als auch im nicht-wissenschaftlichen Bereich, sukzessiver barrierefreier Ausbau unserer Universita?t, ein Studierendenservicezentrum, um nur einzelne Stichworte zu nennen.
Vielen Dank Frau Dr. jur. Steuer-Flieser! Das Gespra?ch fu?hrten Sophie Strau? und Rosemarie Fleck.
Akademische Laufbahn und beruflicher Werdegang
- 1982-1988: Jura-Studium in Regensburg und Mu?nchen
- 1991: Auslandsaufenthalt an der Deutschen Botschaft in Helsinki
- Juli 1991: Abschluss des Zweiten Juristischen Staatsexamens
- 1996-1998: Lizentiatsstudium Kanonisches Recht in Mu?nster
- 1988-1991: Nebenta?tigkeit in oberbayerischer Anwaltskanzlei
- 1991-1997: Wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl fu?r O?ffentliches Recht, Rechtsphilo- sophie und Kirchenrecht an der Universita?t Bayreuth
- WS 1997/98: Promotion zum Dr. jur. (?summa cum laude“)
- Juli 1998: Rechtsanwa?ltin in Kulmbach
- 1997-2006: Dozententa?tigkeit an der Thu?ringer Fachhochschule fu?r O?ffentliche Verwaltung und Lehrauftra?ge an den Universita?ten Bayreuth und Mu?nster
- April 2000-Januar 2008: Abteilungsleiterin fu?r Akademische Angelegenheiten einschlie?lich Studienangelegenheiten/ Umsetzung des Bologna-Prozesses, Qualita?tssicherung, Hoch- schulrecht und Bauangelegenheiten an der Universita?t Bayreuth
- Februar 2002-Januar 2008: zugleich Sta?ndige Vertreterin des Kanzlers der Universita?t Bayreuth
- seit Februar 2008: Kanzlerin der Otto-Friedrich-Universita?t Bamberg