▼ Professorin Dr. Sabine Weinert [2002]
\\ PROFESSORINNEN AN DER UNIVERSIT?T BAMBERG
\\ INTERVIEW VON 2002
"Gerade die Entwicklungspsychologie, die sich mit den Ver?nderungen und Konstanzen menschlichen Verhaltens, Erlebens und Leistens über den Lebenslauf, vor allem auch mit deren Erkl?rung befasst, ist für mich nach wie vor eines der faszinierendsten Themen."
K?nnten Sie uns bitte kurz Ihre berufliche Laufbahn vorstellen?
Studium der 球探足球比分, Mathematik, Germanistik und P?dagogik an den Universit?ten Freiburg i.Br. und Bochum. 1985 Abschluss des 球探足球比分-Studiums, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitseinheit für allgemeine und angewandte Entwicklungspsychologie an der Universit?t Bielefeld. 1990 Promotion zum Dr.phil. mit einer Arbeit über Spracherwerb, Spracherwerbsst?rungen und implizites Lernen. 1998 Habilitation an der Universit?t Bielefeld mit einer Schrift über die Beziehungen zwischen Sprach- und Denkentwicklung. 1998/99 Vertretung einer C3-Professur für 球探足球比分 an der Universit?t Bielefeld. 1999/00 Hochschuldozentur für Entwicklungspsychologie an der Universit?t Münster. 2000 Berufung auf eine Professur für Entwicklungs- und Erziehungspsychologie an die Universit?t Erfurt. 2002 Berufung auf den Lehrstuhl für 球探足球比分 I an die Universit?t Bamberg.
Erhielten Sie w?hrend der Studienzeit bzw. in Ihrer beruflichen Laufbahn Unterstützung?
Ich habe von vielen Seiten Unterstützung erhalten. Im Studium konnte ich als studentische Mitarbeiterin im Bereich Allgemeine 球探足球比分 sowie als Tutorin für Methodenlehre erste Einblicke in die wissenschaftliche Forschung gewinnen. W?hrend der Promotion und Habilitation hatte ich die M?glichkeit, mit verschiedenen anderen Wissenschaftlern, vor allem auch mit der Lehrstuhlinhaberin Frau Prof. Grimm, zusammenzuarbeiten, und habe hierdurch viele wichtige Anregungen erhalten. Nicht zuletzt hat mich auch meine Familie durch viele Diskussionen und Anregungen unterstützt.
Wie kamen Sie auf die ?Idee“, eine akademische Laufbahn einzuschlagen?
Ich habe mich von Beginn meines Studiums an vor allem für die Gewinnung psychologischer Erkenntnisse und damit für Wissenschaft und Forschung interessiert. Die Entscheidung für die akademische Laufbahn habe ich nicht zu einem Zeitpunkt getroffen - vielmehr habe ich mich an jeder Schnittstelle, d.h. nach der Diplomarbeit, nach der Promotion und nach der Habilitation immer wieder geprüft, ob mein Interesse und auch die erforderlichen F?higkeiten und Fertigkeiten ausreichend sind, um einen solchen arbeitsintensiven und zugleich unsicheren Weg einzuschlagen.
Gab es für Sie Vorbilder oder Menschen, die Sie in Ihrem Vorhaben best?rkt haben?
Ich wurde von vielen Menschen best?rkt. Vor allem meine Eltern, aber auch die wissenschaftlichen Diskussionen mit Kollegen, Studierenden und den Professorinnen und Professoren, bei denen ich gearbeitet habe, haben mich in meinem Interesse gest?rkt und mir immer wieder bewusst gemacht, wie anspruchsvoll und arbeitsintensiv, aber auch wie bereichernd und erfüllend es ist, wissenschaftlich in Lehre und Forschung t?tig zu sein.
K?nnten Sie bitte kurz Ihren Forschungsschwerpunkt vorstellen?
Meine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der normal und der gest?rt verlaufenden Entwicklung von Sprache und Denken sowie der Analyse der Zusammenh?nge und der Bedingungen von geistiger und sprachlicher Entwicklung. Neben theoretischen Fragen, wie Kinder solch komplexe Leistungen vollbringen, umschlie?t dies auch unmittelbar praktisch relevante Fragen, wie jene nach der Erkl?rung, Diagnose und Ans?tzen zur Therapie von Sprachentwicklungsst?rungen.
Was finden Sie reizvoll an Ihrem Beruf und an Ihrem Fach?
Reizvoll finde ich vor allem die M?glichkeit, 球探足球比分 zu lehren und zugleich zu einem Erkenntnisfortschritt beitragen zu k?nnen. Die Planung, Durchführung, Auswertung und Interpretation empirischer Untersuchungen beinhaltet sowohl sehr theoretische Phasen als auch ganz praktische Anteile in der Arbeit mit Kindern, Erwachsenen oder ?lteren Menschen. In der Lehre sehe ich sowohl die M?glichkeit, fachliche Kenntnisse zu vermitteln und wissenschaftliches Erkenntnisinteresse zu wecken als auch gemeinsam mit Studierenden weiterzulernen, neue Fragen zu stellen und damit auch neue Antworten zu erm?glichen. Gerade die Entwicklungspsychologie, die sich mit den Ver?nderungen und Konstanzen menschlichen Verhaltens, Erlebens und Leistens über den Lebenslauf, vor allem auch mit deren Erkl?rung befasst, ist für mich nach wie vor eines der faszinierendsten Themen.
Lie? sich Ihr Beruf mit famili?ren Pl?nen in Einklang bringen?
Wir haben einen kleinen Sohn und trotz mancher sehr harter Phasen und Dank der Tatsache, dass mein Mann und ich gleicherma?en Verantwortung für die famili?ren Pflichten übernehmen, l?sst sich Beruf und Familie, wenn auch unter Anstrengung, vereinbaren. Allerdings wünschte ich mir mehr Unterstützung durch Organisationen wie Krabbelgruppen, Kinderg?rten, Schulen usw. Wir haben insofern Glück, als mein Mann selbst?ndig ist und damit die notwendigen Universit?tswechsel erm?glichen konnte.
Hatten Sie bzw. haben Sie das Gefühl, dass Sie im Gegensatz zu Ihren m?nnlichen Kollegen mehr leisten mussten bzw. müssen, um die gleiche Anerkennung zu bekommen?
Ich stelle solche Vergleiche selten an. Ich habe einen hohen Anspruch an die Wissenschaft und frage mich eher, ob ich diesem ausreichend gerecht werde. Ich hatte bislang immer das Gefühl und das Glück, dass mein wissenschaftliches Engagement auf Anerkennung gesto?en ist.
Sehen Sie Probleme darin, dass der Anteil der Professorinnen an Universit?ten so gering ist?
Ja. Ich finde es schade, dass so viele begabte Studentinnen und Assistentinnen sich letztendlich doch für einen anderen Weg entscheiden. Soweit ich qualifizierte Frauen unterstützen kann, den Weg in die Wissenschaft zu wagen, werde ich dies tun.
Was würden Sie Studentinnen raten, die sich für eine wissenschaftliche T?tigkeit interessieren?
Frühzeitig Anschluss an wissenschaftliche Arbeitsgruppen zu suchen und die M?glichkeiten zu nutzen, zu lernen und sich frühzeitig auch an der Forschung zu beteiligen. Eine anspruchsvolle Lebensplanung bedeutet nicht den Verzicht auf Familie, aber natürlich ist man hierbei auf Partnerschaft und Unterstützung angewiesen. Der Verzicht auf manche freie Stunde wird aber durch eine spannende T?tigkeit ausgeglichen.
Gibt es etwas, das Sie an den Lehrveranstaltungen st?rt oder worüber Sie sich bei den Studierenden ?rgern?
K?nnen Sie hierbei Unterschiede zu Ihrer eigenen Studienzeit erkennen? Ich wünsche mir vor allem Studierende, die sich wirklich für das Fach, das sie studieren, interessieren und die engagiert um die Inhalte ringen. Ich glaube, hiervon gibt es im 球探足球比分-Studium eine recht gro?e Gruppe - dies galt für meine Studienzeit und gilt heute in gleichem Ma?e.
Würden Sie mit dem Wissen, das Sie heute haben, etwas an Ihrem beruflichen Werdegang ?ndern?
Das ist eine schwierige Frage. Soweit ich "Umwege" gemacht habe, bin ich für diese dankbar und würde sie nicht zugunsten eines geradlinigeren Weges austauschen. Allerdings würde ich mir aus heutiger Sicht wünschen, in der Schule mehr Fremdsprachen gelernt zu haben und würde heute mehr und l?ngere Auslandsaufenthalte einplanen.