▼ Dr. Marion Hacke und Dr. Nicolas Giersig [2011]
\\ MITARBEITER_INNEN AN DER UNIVERSIT?T BAMBERG
\\ INTERVIEW VON 2011
"Es ist besonders wichtig, dass man nach der Promotion nicht in ein Loch fa?llt, sondern wir geben Hilfestellung, um die wissenschaftliche Karriere weiter zu verfolgen."
Ko?nnen Sie uns zuna?chst die Aufgaben und Ziele der ?Trimberg Research Academy“ (TRAc) kurz vorstellen?
NG: Um es auf einen Nenner zu bringen, geht es darum, das Forschungsumfeld fu?r Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler zu verbessern. Dazu za?hlen wir zum einen die Phase der Promotion, zum anderen aber auch die Post-Doc-Phase. Doch auch fu?r erfahrene, etwa bereits habilitierte Forscherinnen und Forscher bieten wir Dienstleistungen an. Wir fungieren als eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung an der Universita?t und unsere Ta?tigkeit ist vor allem beratend und serviceorientiert ausgerichtet.
MH: Wir mo?chten den Forschungsalltag erleichtern, weil man, wenn man wissenschaftlich ta?tig ist, nicht so viel Zeit hat, um sich um Antra?ge oder Stipendien zu ku?mmern, oder sich immer auf den neuesten Stand zu bringen, was Wissenschaftspreise angeht. Diese Rechercheta?tigkeiten u?bernimmt TRAc und wir bereiten alle Informationen fu?r die Wissenschaftler auf.
NG: Anzumerken ist hier, dass sich vor allem die Rahmenbedingungen fu?r Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler vera?ndert haben. Die Forschungsmo?glichkeiten sind vielfa?ltiger geworden und es ist schwieriger geworden, sich zu orientieren und die passenden Fo?rdermo?glichkeiten und Angebote herauszufinden. Man hat auch oft keine Zeit dazu, weil man in der wissenschaftlichen Arbeit zu eingebunden ist. Deswegen ist es zunehmend notwendig, dass es beratende Institutionen wie TRAc gibt. Diese sind im letzten Jahr in ganz Deutschland vermehrt entstanden, es gibt viele Einrichtungen, die a?hnlich strukturiert sind wie wir, obwohl wir in mehrerlei Hinsicht auch einen ganz speziellen Weg gehen.
Welche Funktionen nehmen Sie innerhalb der ?TRAc“ ein? Welche Aufgaben haben Sie, wie sieht Ihr Arbeitsalltag konkret aus?
MH: Unsere Aufgaben haben die Verbesserung der Forschungsbedingungen fu?r Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Ziel und wir teilen dieses Aufgabengebiet ein in die Doktorandenphase und in die Postdoktorandenphase. Ich betreue die Promovierenden und der Kollege die Postdoktoranden beziehungsweise u?bernimmt er die Gesamtkoordination an sich. Wir bieten den Promovierenden eine zentrale Service- und Anlaufstelle und beraten bei allen mo?glichen Problemen und Fragestellungen, die in den verschiedenen Phasen der Promotion auftreten ko?nnen. Es kommen zuna?chst einmal Personen, die sich vorab u?ber eine Promotion informieren mo?chten. Au?erdem za?hlt die Beratung u?ber Mo?glichkeiten der Promotionsfo?rderung zu meinen Aufgaben. Schlie?lich kommen aber auch Promovierende, die gerne Seminare zum Erwerb von Schlu?sselqualifikationen besuchen mo?chten. Ganz zum Schluss, wenn man kurz vor dem Abschluss der Promotion steht, kla?ren wir Fragen, wie es danach weitergehen kann. Entweder geben wir Hilfestellung rund um den Einstieg in die Berufsta?tigkeit oder auch zur Fortsetzung der akademischen Laufbahn. Das ist dann der Punkt, an dem ich an den Kollegen verweise, der unter anderem die Projects betreut. Die Beratung der Promovierenden ist der eine Bereich meiner Ta?tigkeit, das andere Aufgabenfeld ist rund um die organisatorische Unterstu?tzung der Sektion Schools angesiedelt. Das sind die Bamberg Graduate Schools, die Graduiertenkollegs und die strukturierten Programme.
NG: Der Bereich der Projects wird relevant, wenn Forscherinnen und Forscher bereits promoviert sind. TRAc bietet die Mo?glichkeit, sich u?ber eine eigene, unabha?ngige, drittmittelfinanzierte Stelle an die Universita?t anzubinden. Wie bereits angesprochen gibt es in diesem Bereich immer mehr Mo?glichkeiten, zum Beispiel kann man eine eigene Stelle bei der DFG oder bei anderen nationalen Forschungsfo?rderern, bei Organisationen wie der Thyssen-Stiftung oder VolkswagenStiftung einwerben. Es gibt daru?ber hinaus auch die Forschungsfo?rderung im EU-Bereich. Hier arbeiten wir, wie auch bei den meisten anderen Aufgaben, bei denen es um Antra?ge und Forschungsfo?rderung geht, ganz eng mit dem Dezernat Forschung und Transfer zusammen. Das Dezernat Forschung und Transfer hat einen eigenen EU-Referenten, der bereits zuvor in diesem Bereich gearbeitet hat und der dann, wenn es um internationale Forschungsf?rderung geht, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehr gut beraten kann
Zwischenfrage: Ko?nnen Sie in diesem Zusammenhang auch etwas zum Dual Career Service sagen?
NG: Gerne, den Dual Career Service bauen wir jetzt ganz intensiv auf. Wir haben vor kurzem ein Treffen von allen serviceorientierten Einrichtungen anberaumt und haben erst einmal unseren Rahmen abgesteckt, innerhalb dem wir uns gegenseitig unterstu?tzen ko?nnen. Au?erdem haben wir gekla?rt, wer welchen Arbeitsbereich in der Dual Career-Beratung u?bernehmen kann. TRAc dient zuna?chst als Anlaufstelle, wenn jemand Fragen zum Dual Career Service hat, und wir helfen hier gerne weiter und nennen den kompetentesten Ansprechpartner, etwa die Projects-Beratung, oder das Frauenbu?ro, das Eltern-Service-Bu?ro mit Frau Steger, bei internationalen Fa?llen das Dezernat Forschung und Transfer mit Herrn Dr. Clarenz, das Welcome Center, wenn es um alltagspraktische Fragen geht und wenn die Partnerin oder der Partner mit nach Bamberg ziehen mo?chte. Das Scho?ne ist, dass die meisten Ressourcen, die fu?r den Dual Career Service no?tig sind, bereits vorhanden sind und deshalb mo?glichst effektiv vernetzt und gebu?ndelt werden mu?ssen.
MH: Was man an dieser Stelle vielleicht sagen muss, ist, dass wir sehr viel Schnittstellen-Management betreiben und wir mit all den Einrichtungen, die es hier an der Uni Bamberg gibt und deren Ta?tigkeiten in unseren Bereich reinspielen, zusammenarbeiten und die Informationen weitergeben, um ein gro?es Ganzes, Gutes zu bieten.
NG: Das gilt sowohl nach innen als auch nach au?en, wir betreiben universita?tsinternes Schnittstellen-Management, aber wir sind natürlich auch in 球探足球比分 mit anderen Research Academies und Research Schools in Deutschland. Es gibt immer mehr regelm??ige Treffen dieser Einrichtungen, im Dachverband ?Uni-WiND“ zum Beispiel. Das Berufsbild professionalisiert sich zusehends. Die meisten Institutionen sind erst ein paar Jahre oder wie wir jetzt, erst ein halbes Jahr alt, und man merkt, wie alle auf der Suche nach Anregungen und Mo?glichkeiten, von dem jeweils anderen zu lernen, sind. Es bildet sich ein ganz neues Berufsfeld heraus, fu?r das es noch nicht einmal einen richtigen Namen gibt. Die Bezeichnungen sind zahlreich, etwa Wissenschaftskoordinator, Wissenschaftsmanager oder Forscherberater.
Zwischenfragen: Wie erreichen Sie die Promovierenden? Wird Ihr Service gut angenommen, ko?nnen Sie uns da schon etwas sagen?
MH: Es gibt verschiedene Informationsmo?glichkeiten, es gibt natu?rlich die Webseiten, wo sich jeder selbst fu?r sich informieren kann. Die Beratung erfolgt jedoch zumeist im perso?nlichen Gespra?ch. Wir sind daru?ber hinaus in solch wunderbaren Veranstaltungen wie ?Frauen in die Wissenschaft“ an der Fakulta?t Sozial- und Wirtschaftswissenschaft involviert. Daneben haben wir die Promovierenden-Datenbank erstellt, eine Datenbank, u?ber die wir News, Informationen und Mitteilungen u?ber Wissenschaftspreise und Fo?rdermo?glichkeiten versenden und u?ber die wir prinzipiell auch Werbung in eigener Sache machen, zum Beispiel wenn wir mit der Arbeitsagentur eine Aktion starten und vieles mehr. Wir sind also flei?ig dabei, uns bekannt zu machen, wir sind noch eine sehr junge Einrichtung und es gibt noch genug Leute, die uns nicht kennen...
NG: ...aber es sickert so langsam durch.
MH: Genau, so nach und nach sind wir nicht mehr so ganz fremd.
NG: Die perso?nlichen Gespra?che sind wirklich wichtig, das lernen wir immer wieder, man kann eine Internetseite noch so gut gestalten, man kann Rundmails schreiben, das Gespra?ch ist es, das za?hlt und hilft.
MH: Gut ist auch, dass wir die Stipendienberatung fu?r die Bayerische Elitefo?rderung u?bernommen haben und so einen sehr intensiven Erstkontakt herstellen k?nnen, an dem man sehr gut anknüpfen kann.
Frau Dr. Hacke, Sie haben an der Universita?t Bamberg promoviert, was fanden Sie gut, was hat Ihnen gefehlt?
MH: Sehr gut fand ich die Betreuung durch meine Doktormutter, gro?es dickes Ausrufezeichen, das war wunderbar. Sehr scho?n fand ich auch das Linguistische Kolloquium, das von den verschiedenen Sprachwissenschaften organisiert wird und wo man die Mo?glichkeit hat, seine Ergebnisse Professorinnen und Professoren sowie anderen Doktorandinnen und Doktoranden zu pra?sentieren. Prinzipiell sind au?erdem die umfangreichen Mo?glichkeiten der Literaturbeschaffung sehr scho?n an der Uni Bamberg. Wir haben in diesem Bereich auch die wirklich wunderbare Unterstu?tzung von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bibliotheken, die sehr hilfsbereit sind und bei Problemen Unterstu?tzung bieten. Weiterhin zu nennen ist natu?rlich das Promotionsbu?ro der Fakulta?ten Guk/Huwi, das als kompetenter Ansprechpartner fu?r zahlreiche organisatorische Fragen diente. Das ist eine tolle Anlaufstelle und hervorragend fu?r den Promovierenden. Gefehlt hat mir ein bisschen, dass fu?r Doktoranden nicht intensiv Seminare zum Erwerb von Schlu?sselqualifikationen angeboten wurden. Natu?rlich gibt es unter den Lehrveranstaltungen wie etwa bei der Kommunikationswissenschaft Seminare zur Rhetorik, in die man sich reinsetzen ko?nnte. Das ist aber leider nicht wirklich offensiv beworben und angeboten worden. Schade war auch, dass es prinzipiell wenig Austausch unter den Promovierenden gab, au?er durch private Initiativen. Es wa?re vielleicht scho?n gewesen, wenn es eine Plattform gegeben h?tte, die so einen Austausch organisiert, nicht überregional sondern ausschlie?lich für die Bamberger Promovierenden. Und natürlich gab es TRAc nicht, also eine zentrale Anlaufstelle für alle Sorgen und Fragen, die man als Promovendin oder Promovend einfach hat. Wirklich nervig fand ich, dass man sich alle notwendigen Informationen im Internet zusammenpicken musste, das war alles sehr versteckt und nicht gebündelt zu finden. TRAc kann dem insofern abhelfen, indem wir zum einen Seminare anbieten und alle fu?r die Doktorandinnen und den Doktoranden relevanten Informationen gebu?ndelt zur Verfu?gung stellen. Den Austausch zwischen den Forscherinnen und Forschern werden wir in Zukunft noch weiter verbessern beziehungsweise sind momentan sehr intensiv damit bescha?ftigt, dass sich die Bamberger Promovierenden untereinander treffen ko?nnen. Wir haben zum Beispiel schon das so genannte ?Doktoranden-Tandem“ ins Leben gerufen, das speziell fu?r ausla?ndische Promovierende gedacht ist, damit sie sehr schnell Anschluss finden und sich gut einleben ko?nnen. Geplant sind viele verschiedene Dinge, um den Austausch der Bamberger Promovierenden zu ermo?glichen. So kann man sich kennen lernen, es entwickeln sich vielleicht Freundschaften und gemeinsame wissenschaftliche Projekte. Daru?ber hinaus mo?chten wir die Betreuung nach der Promotion noch verbessern beziehungsweise ausbauen. Es ist besonders wichtig, dass man nach der Promotion nicht in ein Loch fa?llt, sondern wir geben Hilfestellung, um die wissenschaftliche Karriere weiter zu verfolgen und leisten in Kooperation mit der Arbeitsagentur Unterstu?tzung. Hier verweisen wir gerne an Herrn Hu?mmer als Ansprechpartner, der mit den Promovierten mo?gliche Berufsfelder ausfindig machen kann und der Strategien zum Berufseinstieg entwickelt. Wir wollen den Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern das Gefu?hl vermitteln, dass sie nicht alleine sind und dass es auf jeden Fall immer weiter geht.
Herr Dr. Giersig, Sie sind von Berlin aus nach Bamberg gekommen. Wie waren dort die Strukturen im Vergleich zu Bamberg und welche Erfahrungen ko?nnen Sie hier in Ihre Arbeit mitnehmen?
NG: Das ist richtig, ich habe in Berlin an der Humboldt-Universita?t studiert und dort auch promoviert. Nach Bamberg gekommen bin ich aber eigentlich aus Weimar. Meine erste Bescha?ftigung, als ich mit der Promotion fertig war, fand ich an der Bauhaus-Universita?t Weimar, wo ich fu?r zweieinhalb Jahre ta?tig war. Aber zuna?chst einmal zu Berlin: die Humboldt-Uni wird ja oft als klassisches Modell der modernen Volluniversita?t angefu?hrt und das merkt man auch. Es gibt dort 30.000 Studierende und alle Fachbereiche sind vertreten, unter anderem auch das Sozialwissenschaftliche Institut, ich habe Sozialwissenschaften studiert. Man hat immer gemerkt, dass das eine gro?e, breit aufgestellte Universita?t ist. Dann bin ich nach Weimar gegangen. Weimar ist von der Ausrichtung her praktisch ein Gegenmodell. Die Weimarer Uni ist erstens eine sehr kleine Universita?t mit 5.000 Studierenden, und zweitens vom Fa?cherspektrum her sehr stark spezialisiert auf Architektur, Design, Kunst, Stadtplanung und Ingenieurswissenschaften. Das sind eher kreative Studienga?nge, in denen man insgesamt mehr mit Entwu?rfen arbeitet als mit Texten und da ist man als Sozialwisseschaftler wirklich ein Exot. Ich hatte dort eine wissenschaftliche Mitarbeiterstelle am Institut fu?r Urbanistik, war aber auch als Koordinator eines internationalen Promovierendenprogramms ta?tig. Da bin ich mehr oder weniger reingerutscht, es war einfach Teil meiner Arbeit und was ich mir davor nicht ha?tte vorstellen ko?nnen, was aber dann passiert ist, ist, dass mir diese koordinativen Ta?tigkeiten Spa? gemacht haben. Davor war ich mir sicher, ich will eine wissenschaftliche Laufbahn einschlagen zu wollen. Aber nach ein, zwei Jahren war ich mir dann nicht mehr so sicher. Ich musste mich entscheiden und ich habe mich dann auch ganz klar dafu?r entschieden, in dieses junge Berufsfeld der Wissenschaftskoordination ganz einzusteigen. Auch wollte ich nicht in einer Abteilung arbeiten, die schon la?nger existiert, sondern ich wollte die Chance haben, etwas von Grund auf neu aufzubauen. Und schlie?lich wollte ich das an einem Ort tun, an dem das Forschungsumfeld sta?rker geistes- und sozialwissenschaftlich ausgerichtet, also auf meine akademische Heimat bezogen, ist, in dem ich mich selber sta?rker wiederfinde. Dann lese ich die Anzeige in der ?ZEIT“, gesucht wurde ein Koordinator an einer neuen Research Academy in Bamberg, das hat alles gepasst und es hat geklappt.
Zwischenfrage: Was wollen Sie in Zukunft noch erreichen?
NG: Ich kann mich meiner Kollegin nur anschlie?en, das wichtigste Ziel ist, das, was man als Doktorand selber ein bisschen vermisst hat, zu etablieren, so dass die Promovierenden sich mit allen Fragen gut aufgehoben fu?hlen und wissen, an wen sie sich wenden ko?nnen. Dieses Gefu?hl wollen wir den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, in der Promotions- als auch in der Post-Doc-Phase, geben. Wir wollen daru?ber hinaus auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die momentan noch au?erhalb Bambergs ta?tig sind, sta?rker auf das ganz besondere 球探足球比分, das es hier gibt, aufmerksam machen. Und wenn es Forscherinnen und Forscher gibt, die sich in diesem Profil besonders gut wiederfinden, wollen wir zum Beispiel u?ber die Projects diesen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlerin den Post-Doc-Bereich schmackhaft machen und sie zum Herkommen bewegen. So ko?nnen wir die Forschungslandschaft insgesamt sta?rken.
Vielen Dank! Das Gespru?ch fu?hrten Stephanie Queschning und Sophie Strau?.