ACO
Forschung zu den Akten der ?kumenischen Konzilien
Der ERC f?rdert Spitzenforschung an den Grenzen des Wissens. Was macht Ihr Projekt ACO au?ergew?hnlich?
Man k?nnte meinen, dass es nach Jahrhunderten intensiver Forschung über das klassische Altertum kaum noch Beweise gibt, die nicht gründlich untersucht worden sind. Doch weit gefehlt. Die Gelehrten konzentrierten (und konzentrieren) sich auf die kanonischen Texte, w?hrend sie das nichtliterarische Material oft ignorierten. Ein Beispiel für solch unzureichend erforschtes Beweismaterial sind die Akten der ?kumenischen Konzilien, die gr??tenteils aus protokollierten Diskussionen bestehen. Ihr theologischer Inhalt muss dem Nichteingeweihten geheimnisvoll erscheinen, was weitgehend erkl?rt, dass Generationen von Gelehrten (sofern sie nicht in der Theologie t?tig waren) es vorzogen, einen gro?en Bogen um sie zu machen.
Was m?chten Sie mit Ihrem Projekt erreichen?
Wir studieren die Akten unter vielen verschiedenen Gesichtspunkten. Da es sich bei ihnen um w?rtliche Protokolle handelt, sollten sie uns beispielsweise das beste Quellenmaterial für ein Studium des gesprochenen Griechisch jener Zeit liefern. Und sie ?ffnen uns ein Fenster in diese Welt: In gewissem Ma?e k?nnen wir beobachten, wie diese Menschen diskutierten, welche Argumente sie benutzten, wie sie zu einer Einigung kamen. Andererseits ist die Apostelgeschichte natürlich redigiert (wie übrigens jedes andere Protokoll auch); es ist von entscheidender Bedeutung festzustellen, wie viel ?berarbeitung sie enth?lt und ob die Sprache der Apostelgeschichte einfach nur gegl?ttet wurde oder ob vielmehr absichtlich an ihrem Inhalt herumgebastelt wurde. Schlie?lich sind die Akten nur das bedeutendste Beispiel für antike Protokolle: In Wirklichkeit besitzen wir viel mehr solcher Beweisstücke. Das Verst?ndnis des Protokollierens in der Antike wird helfen, auch dieses Material zu erschlie?en.
Der ERC f?rdert insbesondere Grundlagenforschung und er?ffnet den Forschenden wissenschaftliche Spielr?ume. Wie sieht das Forschungsdesign von ACO aus?
Das Design von ACO überschreitet die Grenzen zwischen den Disziplinen. Um die Frage des gesprochenen Griechisch zu kl?ren (d. h. welche Spuren davon in die redigierten Protokolle Eingang gefunden haben), wurde ein Linguist in unser Team aufgenommen. Ein Althistoriker wurde in das Team aufgenommen, um die konziliaren Vorg?nge in den breiteren Hintergrund der antiken Protokollierungst?tigkeit einzubetten. Um ACO durchsuchbar zu machen, mussten die lateinischen Teile als Datenbank mit entsprechender Schnittstelle aufbereitet werden, was natürlich Computerkenntnisse erforderte.
Warum ist die Universit?t Bamberg der ideale Ort für ihr Forschungsprojekt?
Bamberg erwies sich in vielerlei Hinsicht als ideal. Zun?chst einmal stie? ich bei der Universit?tsleitung auf einen unvergleichlichen Enthusiasmus. Es gab wirklich sehr viel Unterstützung und Engagement, um den Weg zu ebnen. Nur ein Beispiel: Als ich schnell zus?tzliche Büror?ume für mein schnell wachsendes Forschungsteam ben?tigte, gab es sofortige Hilfe. Zweitens ist die Universit?t Bamberg ein erstklassiger Standort für alle, die in der Sp?tantike forschen. Es gibt kaum einen anderen Ort, der alle Schwesterdisziplinen (Latein, Griechisch, Kirchengeschichte mit Schwerpunkt Konzilien, Syrisch, sp?tantike Arch?ologie) anbietet. Last but not least: Bei der Zusammenstellung eines ERC-Grant-Teams sollte man damit rechnen, dass nur wenige Teammitglieder bereits an der Gasteinrichtung leben. Letztendlich war keines der Teammitglieder einheimisch - eigentlich waren sie nicht einmal Deutsche. Bamberg als Stadt ist einfach wundersch?n; trotzdem sind die Mieten recht erschwinglich, besonders im Vergleich zu anderen sp?tantiken Hotspots wie München, wo die Lebenshaltungskosten einen Gro?teil des Einkommens eines Postdocs auffressen. Eine besondere St?rke der Universit?t ist ihr so genanntes ?Welcome Center“; ein Gastprofessor, der viele Stipendien an zahlreichen Orten erhalten hat, sagte mir kürzlich, dass das Bamberger ?Welcome Center“ einzigartig und sicherlich das beste ist, das er je kennengelernt hat, eine Ansicht, die von den Postdocs meines Teams geteilt wird. Zusammenfassend l?sst sich also sagen, dass es viel einfacher ist, Leute mit dem Niveau, das man als PI braucht, nach Bamberg zu holen als an andere Orte, allein schon aus diesen praktischen Gründen.
Forschende aus der ganzen Welt bewerben sich auf die F?rderung des ERC, entsprechend gro? ist die Konkurrenz. Was hat Sie dazu motiviert, dennoch einen Antrag einzureichen?
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Welche drei Tipps k?nnen Sie anderen Interessierten mitgeben?
Recherchieren Sie zun?chst sorgf?ltig frühere erfolgreiche ERC-Projekte in Ihrem Fachgebiet. Lesen Sie die Lebensl?ufe der verantwortlichen Forscher und beurteilen Sie, ob Ihr eigener Lebenslauf in etwa dem Erfahrungsstand entspricht, den sie hatten, als sie die Finanzhilfe erhielten. ?berlegen Sie, ob das Projekt, das Sie einreichen m?chten, mit Ideen übereinstimmt, die in den letzten Jahren bewilligt wurden. Seien Sie ehrlich zu sich selbst, denn die ERC-Vorbereitungen nehmen viel Zeit in Anspruch, und das ist nur sinnvoll, wenn eine realistische Aussicht auf Erfolg besteht. Es gibt keine realistische Aussicht auf Erfolg, wenn Ihr Lebenslauf oder Ihr Projekt nicht überzeugend sind.
Zweitens hat der ERC keine versteckten Regeln. Alles (einschlie?lich der Bewertungskriterien) ist online verfügbar. Lesen Sie dieses Material sorgf?ltig durch und verfassen Sie Ihren Antrag entsprechend. Verschwenden Sie keine Zeile des kostbaren Platzes in Ihrem Antrag für Dinge, die nicht bewertet werden. Ignorieren Sie keinen der Punkte, nach denen den Guidelines ausdrücklich gefragt wird.
Drittens: Finden Sie Ihren eigenen Stil. Versuchen Sie nicht, Ihre Ideen in die Struktur eines erfolgreichen Antragstextes zu pressen, den Sie zuf?llig in die H?nde bekommen haben. Erfolgreiche Antr?ge k?nnen in ihrer Gestaltung sehr unterschiedlich sein. Wichtig ist, dass Ihr Antrag in sich schlüssig und stimmig ist, und das kann nur gew?hrleistet werden, wenn Sie ihn von Grund auf selbst gestalten.
Auch wenn ich nach drei Ratschl?gen gefragt werde, gebe ich Nr. 4 als zus?tzlichen Ratschlag: Beginnen Sie so früh wie nur m?glich. Ich pers?nlich brauche Monate, um Ideen zu sammeln, und die meisten von ihnen werden es nie in den Antrag schaffen. Für mich pers?nlich ist es undenkbar, einen Antrag in ein paar Wochen zusammenzustellen. Au?erdem erlaubt der ERC eine erneute Einreichung, wenn Ihr Antrag eher positiv bewertet wurde. In diesem Fall sollten Sie das Zeitfenster für Starting Grants nicht überschreiten - fangen Sie also nicht erst sp?t in Ihrer Postdoc-Karriere mit der Antragstellung an.
Weitere Informationen
球探足球比分: Prof. Dr. Dr. Dr. Peter Riedlberger
Professur für Geschichte und Kultur der Sp?tantike
Link zur Projektseite: http://www.riedlberger.de/index.html
Weitere Details in der Forschungsdatenbank der Europ?ischen Kommission: https://cordis.europa.eu/project/id/677638