Textile Sch?tze sind jetzt online
Jahrelang, zwischen 2013 und 2019, untersuchte Dr. Meike Bianchi-K?nigstein im Rahmen ihrer Dissertation am Lehrstuhl für Europ?ische Ethnologie an der Universit?t Bamberg in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit dem Bauernmuseum Bamberger Land über 5.000 Kleidungsstücke in den oberfr?nkischen Museen und Sammlungen. Das Thema: Regionaltypisches Kleidungsverhalten seit dem 19. Jahrhundert: Entwicklungen und Tendenzen am Beispiel Oberfranken. Dabei lie? sie sich vor allem von drei Fragen leiten: Wie kleideten sich die Menschen im 19. Jahrhundert in Oberfranken? Gab es tats?chlich regionale Unterschiede? Und wenn ja, wie sind diese erkl?rbar? Die Antworten lagen zum Teil tief in den Textildepots und führten zu Objekten, die noch nie ausgestellt waren. Meike Bianchi-K?nigstein hat diese Objekte ans Licht geholt und ihre Forschungsergebnisse in einer Datenbank gespeichert: ?ber die Webseite des Bauernmuseums Bamberger Land k?nnen Interessierte ab sofort 900 textile Sch?tze auf Gesamt- und Detailfotos samt wissenschaftlicher Beschreibung aufrufen.
Zwischen Kn?pfen, ?sen und Miedern
Damit sie die historischen Kleidungsstücke fachgerecht beschreiben und datieren kann, hat sich Meike Bianchi-K?nigstein viel Wissen über die unterschiedlichen Stoffe, die F?rbe- und Drucktechniken angeeignet: Sie muss handgearbeitete N?hte von maschinengen?hten unterscheiden k?nnen, die Schnitt- und Dekortechniken kennen und wissen, wann welche Kn?pfe und ?sen üblich waren. Manchmal ist es sogar noch komplizierter: Handelt es sich um ein Mieder des frühen 19. Jahrhunderts, das hundert Jahre sp?ter zu einem Faschingskostüm umgearbeitet wurde? Und sind für das Mieder wiederum viel ?ltere Seidenstoffe verwendet worden?
Forschung in und für Museen
Mit ihrer Arbeit verhalf Meike Bianchi-K?nigstein den am Projekt beteiligten Museen zu fundierten wissenschaftlichen Beschreibungen und Analysen zu deren textilen Sammlungen. Dass diese sich über das neue Wissen freuen und mit ihren Besucherinnen und Besuchern teilen m?chten, zeigte sich schon vor der Ver?ffentlichung der Datenbank: Allein im Jahr 2019 besch?ftigen sich fünf oberfr?nkische Museen mit dem Thema Tracht und auch für zukünftige Ausstellungen bieten die Daten zu den erforschten Objekten eine fundierte Grundlage.
Mehrwert für die Region
Auch der Gewinn für die Region war gro?: Das Projekt wurde nicht nur international auf Tagungen vorgestellt, es erschienen insgesamt auch in Oberfranken zahlreiche Beitr?ge in der Tagespresse. Zwei Seminare zum Thema Tracht fanden am Lehrstuhl für Europ?ische Ethnologie an der Universit?t Bamberg statt, das Oberfr?nkische Netzwerktreffen Tracht wurde ins Leben gerufen und fand bisher an vier Orten in Oberfranken mit Vortr?gen, Markt und Trachtenpr?sentationen statt. Regen 球探足球比分 gab es nicht nur mit den hiesigen Museen, sondern auch überregional mit den gro?en H?usern, die Kleidung aus Oberfranken in ihren Best?nden verwahren.
Zugewinn für die Europ?ische Ethnologie
?Neben dem Ertrag für Museen und Region profitiert das Fach der Europ?ischen Ethnologie und weitere an der Kleidungswissenschaft interessierte Disziplinen von den Ergebnissen der Studie“, so Prof. Dr. B?rbel Kerkhoff-Hader, emeritierte Professorin am Lehrstuhl für Europ?ische Ethnologie und wissenschaftliche Betreuerin des Projekts. Denn in ihrer Dissertation verhandele Meike Bianchi-K?nigstein übergeordnete kulturwissenschaftliche Fragen an ihrem Forschungsgegenstand: Was ist Mode überhaupt? Was ist Tracht?
Meike Bianchi-K?nigsteins Forschung sch?rft nicht nur bisherige Definitionen von Mode und Tracht, sondern nimmt auch deren Verh?ltnis unter die Lupe. ?Unter ?Tracht’ lassen sich Kleidungsweisen verstehen, die sich in sozialer, r?umlicher oder zeitlicher Hinsicht so weit von ihrem Vorbild entfernt haben, dass ihnen ein Sonderstatus zugeschrieben wird“, erkl?rt Meike Bianchi-K?nigstein. Das bedeute, dass Kleidung, die bis heute als Tracht wahrgenommen wird, ehemals Mode im herk?mmlichen Sinne entsprach, also einer weitverbreiteten Kleidungsweise. ?Tracht ist demnach ein Teil von Mode, weil sie Anteil hat an dem kulturellen Prozess der Art und Weise sich zu kleiden“, so die Wissenschaftlerin.
Erm?glicht wurde das Projekt durch eine F?rderung der VolkswagenStiftung. Hinzu kam für die Inventarisierung der Objekte in den Museen eine finanzielle Unterstützung durch die Oberfrankenstiftung. Geleitet wurde das Projekt von der Museumsleiterin und Trachtenberaterin Dr. Birgit Jauernig.
Weitere Informationen zum Projekt und zur Datenbank finden Sie unter www.uni-bamberg.de/euroethno/forschung/projekte