Kirchenportale interdisziplin?r untersucht

Neue kunstgeschichtliche Erkenntnisse durch Kombination von geisteswissenschaftlichen und technischen Methoden

Engel, die jubeln, Propheten, die schauen, Heilige, die l?cheln: das mittelalterliche Portal als Ort der Transformation und das in doppelter Hinsicht! Denn das, was diesen Skulpturen ins Gesicht geschrieben steht, kündet von dem, wonach der eintretende Kirchbesucher strebt: die Erlangung der Gottesschau. Vom Irdischen zum Himmlischen, vom K?rperlichen zum Geistigen: Wie bildet sich dieser zentrale Gedanke der christlichen Transformation am mittelalterlichen Portal ab? Wie kann gestaltloser Glaube materiell sichtbar werden? Diesen Fragen geht das interdisziplin?re Projekt ?Portale als Ort der Transformation“ der Universit?t Bamberg mit geisteswissenschaftlichen und technischen Methoden nach. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 800.000 Euro gef?rdert.

Projektleiter und Kunsthistoriker Prof. Dr. Stephan Albrecht, Bauforscher Prof. Dr. Stefan Breitling und Restaurierungswissenschaftler Prof. Dr. Rainer Drewello sowie neun weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter untersuchen dazu fünf Portale von prominenten europ?ischen Sakralbauten: die Querhausportale der Kathedrale Notre-Dame de Paris, das Bischofs- und Singertor des Wiener Stephansdoms, das Petersportal am K?lner Dom, das Gerichtsportal der Kathedrale von Laon sowie die Gnadenpforte des Bamberger Doms.

Die Zusammenarbeit zwischen Bauforschung, Restaurierungswissenschaft und Kunstgeschichte erm?glicht einen tiefen Einblick in die materielle und ideelle Gestaltung der Portale: Jedes dieser Objekte wird zun?chst per Laserscan dreidimensional vermessen, eine Technik, die nur wenigen Instituten zur Verfügung steht. Dann untersuchen die Projektmitarbeiter vor Ort eine Woche lang Figurengr??en, Steine, Material, Kleber und die Oberfl?chenfarbe: Ein fast unsichtbarer Farbrest an einer Figur, eine kleine Ausbesserung an einer Fuge – dies verr?t den Forschern viel über Geschichte und Wandlung der Kirchen, aber auch über Glauben und Religiosit?t im Mittelalter.

Jeder Fachbereich bringt seine Spezialf?higkeiten ein: Rainer Drewello ist auch Chemiker und untersucht die farbigen Fassungen und Oberfl?chen, Stefan Breitling ist Architekt und kümmert sich um die bautechnischen Aspekte wie Statik und Mauertechnik. Stephan Albrecht kann als Kunsthistoriker die Bildsprache und die Figuren in einen historischen Zusammenhang bringen, Vergleiche anstellen und Rückschlüsse ziehen: Wie wurde den eintretenden Kirchenbesuchern in verschiedenen Jahrhunderten die baldige Gottesschau angekündigt? Die drei Professoren kooperieren seit sechs Jahren. ?Das ist weltweit einmalig, dass wir uns in dieser Konstellation mit Kathedralen besch?ftigen. Zusammen erfahren wir viel mehr als einer alleine“, sagt Stephan Albrecht.

Mithilfe der 3D-Scan-Lasertechnik gelang den Forschern ein bislang einzigartiger Blick in die Konstruktion der Pariser Kathedrale. Bisher ging man davon aus, dass das Südquerhaus zwanzig Jahre nach dem Nordquerhaus entstanden ist, quasi als ?Konkurrenzprodukt“. Doch die drei Bamberger Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sie beide nach demselben Plan gleichzeitig aufgemauert wurden und somit aus der gleichen Zeit stammen müssen. ?Kunstgeschichtlich ist diese Erkenntnis überaus bedeutsam, da sich viele wissenschaftliche Arbeiten mit der vermeintlich unterschiedlichen Entstehungsgeschichte und ihren jeweiligen Künstlerpers?nlichkeiten auseinandergesetzt haben“, sagt Stephan Albrecht. ?Jetzt muss die Fachwelt die beiden Querh?user v?llig neu erforschen.“

Den vollst?ndigen Artikel finden Sie unter: www.uni-bamberg.de/news/artikel/kirchenportale

Foto: So sieht das hochaufl?sende 3D-Modell einer Madonnenfigur aus.(2.1 MB)
Quelle: Universit?t Bamberg

 

Weitere Informationen für Medienvertreterinnen und Medienvertreter:

球探足球比分 für inhaltliche Rückfragen zum Projekt:
Prof. Dr. Stephan Albrecht
Lehrstuhl für Kunstgeschichte, insbesondere für Mittelalterliche Kunstgeschichte
Tel.: 0951/863-2400 od. -2398 (Sekr.)
stephan.albrecht(at)uni-bamberg.de

Prof. Dr. Stefan Breitling
Professur für Bauforschung und Baugeschichte
Tel.: 0951/863-2344 od. -2402 (Sekr.)
stefan.breitling(at)uni-bamberg.de

Prof. Dr. Rainer Drewello
Professur für Restaurierungswissenschaft in der Baudenkmalpflege
Tel.: 0951/863-2370 od. -2402 (Sekr.)
rainer.drewello(at)uni-bamberg.de

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PR-Volont?rin
Tel.: 0951/863-1146
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