Neuer Registered Report: führen Verf?lschungsinstruktionen im Labor wirklich zu Verf?lschungen oder denken Teilnehmende lediglich an unterschiedliche Kontexte?
Sind die Effekte von Laborstudien mit Verf?lschungsinstruktionen wirklich auf Verf?lschung zurückzuführen – oder denken Teilnehmende in den verschiedenen Laborbedingungen lediglich an unterschiedliche Kontexte?
Wenn psychologische Verfahren bearbeitet werden, kann es zu Verf?lschungen kommen – eine Person pr?sentiert sich beispielsweise gewissenhafter als sie ist. Entsprechende Effekte wurden vor allem in Laborstudien nachgewiesen. Aber sind die Effekte solcher Laborstudien wirklich auf Verf?lschung zurückzuführen – oder denken Teilnehmende in den verschiedenen Laborbedingungen lediglich an unterschiedliche Kontexte (Frame of Reference, FOR, z.?B. Arbeit statt Alltag)? Eine neue Studie überprüfte genau das.
Warum ist das wichtig?
Um Verf?lschung in Psychologischer Diagnostik im Labor zu untersuchen, werden oft Personalauswahlszenarien genutzt, bei denen sich untersuchte Personen beispielsweise in hypothetische Bewerbungsverfahren hineindenken und aufgefordert werden, auf dieser Basis ihre Werte gezielt zu verf?lschen (z. B. faking good: ?Stellen Sie sich so dar, dass Sie Ihre Chancen die Stellenzusage zu erhalten maximieren“). Die Ergebnisse (z. B. Skalenmittelwerte in bestimmten Pers?nlichkeitsverfahren) werden dann mit den Ergebnissen unter Kontrollbedingungen (z. B. Kontrollbedingung; Personen bearbeiten die Verfahren unter Standardinstruktionen) verglichen. Bereits vor mehr als 20 Jahren wurde vermutet, dass dieses Vorgehen nicht nur die Verf?lschungsmotivation beeinflusst, sondern auch den FOR ver?ndern k?nnte. Beispielsweise k?nnten Personen unter Kontrollbedingungen an verschiedene Kontexte denken, wenn sie die entsprechenden Items bearbeiten, aber unter faking good-Bedingungen vor allem an den Arbeitskontext denken (d. h. einen work-FOR anlegen). Mit anderen Worten: In diesem Fall w?ren die Unterschiede im Antwortverhalten zwischen den Bedingungen nicht (nur) durch Verf?lschung bedingt, sondern würden (auch) auf den Abruf kontextspezifischer Informationen zurückgehen (z. B. Wie verhalte ich mich bei der Arbeit?) – die interne Validit?t der Studien w?re beeintr?chtigt.
Im Artikel "A Registered Report to Disentangle the Effects of Frame of Reference and Faking in the Personnel-Selection Scenario Paradigm" erschienen im International Journal of Selection and Assessment wurde untersucht, ob Verf?lschung und FOR konfundiert sind, wenn Personalauswahlszenarien eingesetzt werden, um untersuchte Personen zu Verf?lschung zu motivieren. In einem komplexen Messwiederholungsdesign mit vier Wellen und drei zu verf?lschenden Pers?nlichkeitsskalen konnte gezeigt werden, dass die interne Validit?t von Laborstudien zur Verf?lschung nicht durch FOR-Effekte beeintr?chtigt ist. Die Arbeit ist ein internationales Kooperationsprojekt von Jessica R?hner, Mia Degro und Astrid Schütz (Universit?t Bamberg) mit Ronald R. Holden (Queen's University, Kingston, Ontario, Canada).
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Referenz: R?hner, J., Degro, M., Holden, R.R. and Schütz, A. (2025), A Registered Report to Disentangle the Effects of Frame of Reference and Faking in the Personnel-Selection Scenario Paradigm. International Journal of Selection and Assessment, 33: e70012. doi.org/10.1111/ijsa.70012