Neue Publikation: Wie werden Personen mit hoher Selbstkontrolle wahrgenommen?
Sarah ist 25 Jahre alt und lebt in Bochum. Sie ist Laborassistentin, und in ihrer Freizeit macht sie Aerobic und spielt Keyboard. Angenehme Aktivit?ten und Vergnügungen hindern Sarah nur selten daran, ihre Arbeit zu machen. Sie kann effektiv auf langfristige Ziele hinarbeiten und ist gut darin, Versuchungen zu widerstehen. Sarah lehnt Dinge ab, die schlecht für sie sind und durchdenkt oft verschiedene Alternativen, bevor sie handelt. Würden Sie mit Sarah gerne für eine Klausur lernen, oder eine Wohnung streichen? Würden Sie mit ihr gerne auf eine Party gehen?
Sarah verfügt offensichtlich über hohe Selbstkontrolle. Hohe Selbstkontrolle wird in der psychologischen Forschung stets als wünschenswert dargestellt. In einer Vignetten-Studie, die nun im Open Access Journal Europe’s Journal of Psychology ver?ffentlicht wurde, haben wir geprüft, in welchen sozialen Situationen hohe Selbstkontrolle f?rderlich oder hinderlich ist. In dem Artikel, der aus der Bachelorarbeit von Jacqueline Ebert hervorgegangen ist, stellen wir mit Situationsbeschreibungen wie den obigen verschiedene hoch oder niedrige selbstkontrollierte Personen dar. Die Befunde zeigen, dass die soziale Situation und die ?hnlichkeit zwischen der eingesch?tzten Person und den Urteilenden sehr wichtig für das Urteil sind, beispielsweise werden hoch selbstkontrollierte Personen eher in Pflichtsituationen als Kooperationspartner bevorzugt (z.B. Wohnung putzen) und niedrig selbstkontrollierte Personen in Sozialsituationen (z.B. gemeinsam etwas kochen). Darüber hinaus finden Personen andere Personen vor allem dann sympathisch, wenn sie ihnen im Hinblick auf ihre Selbstkontrolle ?hnlich sind.
Materialien: Die Studienmaterialien, Daten, und das Analyseskript sind frei zug?nglich unter https://osf.io/j3fsy/ verfügbar.
Referenz: R?seler, L., Ebert, J., Schütz, A., & Baumeister, R. F. (2021). The upsides and downsides of high self-control: Evidence for effects of similarity and situation dependency. Europe's Journal of Psychology, 17(1), 1–16. doi.org/10.5964/ejop.2639