Eine neue Vision von Kirche
Besondere Zeiten erfordern besondere Ma?nahmen. Dies trifft nicht nur auf das Theologische Forum des Wintersemesters 2020/21 zu, sondern auch auf den ersten Vortrag, den der Würzburger khg-Pfarrer und Aktivist Burkhard Hose hielt.
Aufgrund der Corona-Pandemie verzichten die Veranstalter des Theologischen Forums (Institut für Katholische Theologie der Universit?t Bamberg und Katholische Erwachsenenbildung im Erzbistum Bamberg) auf die pers?nliche N?he im Vorlesungsaal der Universit?t Bamberg. Stattdessen erm?glicht eine online-Kommunikationsplattform vielen Interessierten ein Zusammenkommen im digitalen Raum. Durch die Onlineveranstaltung wird es dieses Semester auch m?glich sein, Dozierende aus fernen Regionen und L?ndern als Referenten zu begrü?en. Dabei widmet man sich einer besonderen Fragestellung: ?Wofür stehen wir auf?“ Das ?Wir“ bezieht sich dabei auf Christinnen und Christen, die für ihre Mitmenschen aufstehen und ihre Stimme erheben. In der Vortragsreihe soll das gesellschaftliche Engagement der Gl?ubigen inner- und au?erhalb der Kirche n?her betrachtet werden.
Auch der Referent des Abends kann als engagierter Christ bezeichnet werden. Dass er sich selbst so wahrnimmt, bezeugen bereits die ersten einleitenden Worte zu seinem Vortrag: ?Sie haben es mit einem Theologen und Aktivisten zu tun“. Burkhard Hose ist seit 2008 Pfarrer für die Würzburger Hochschulgemeinde und hat aufgrund seines breiten Engagements, unter anderem für Geflüchtete, den Friedenspreis der Stadt Würzburg erhalten.
Am 12. November 2020 er?ffnete Burkhard Hose das Theologische Forum, mit seiner ?neuen Vision von Kirche“. Diese pr?sentiert er in seinen eigenen Büchern, zum Beispiel in seiner Publikation von 2019, die mit dem Titel ?Warum wir aufh?ren sollten die Kirche zu retten“ erschien.
Nach einem anf?nglichen Pl?doyer zum Umdenken versuchte der Referent die aktuelle Situation der Kirche darzustellen. Diese zeichne sich durch den Kontrollverlust der Kirche und nicht zuletzt durch die rückl?ufige Kirchenbindung, bedingt durch einen Vertrauensverlust zahlreicher Christinnen und Christen, aus. Angesichts dessen gelte es, t?tig zu werden. Aber Burkhard Hose m?chte nicht die alten Strukturen wiederbeleben, sondern eine Ver?nderung bewirken, eine neue Haltung etablieren.
Diesbezüglich nennt er einige Merkmale einer alten Kirche, die es abzulegen gelte. Dazu z?hlt die dualistische Weltsicht der Kirche, die starren Strukturen und die gro?e Autorit?t einzelner Personen, die Einteilung in Sünder und Heilige oder katholisch und nicht-katholisch. Aber auch das Denken in gesellschaftlichen Kategorien und die Profilierung über Mitgliedschaften und -zahlen bewertet er als problematisch und m?chte daher Kirche neu und anders denken. Viel wichtiger als die Mitgliedszahlen sei doch ein Gefühl der Zugeh?rigkeit, welches eine kirchliche Gemeinschaft durchaus vermitteln k?nne. Kirche solle sich als Teil der Gesellschaft anerkennen und demokratische Strukturen etablieren. Sie solle ihr Handeln auf die Menschen ausrichten und für die Rechte Aller einstehen. Dabei verweist Hose auf Bündnisse, die mit Organisationen oder einzelnen Menschen aufgebaut werden k?nnen. Das müsse unabh?ngig davon geschehen, ob die Organisation oder einzelne Menschen der Kirche angeh?ren. Kirche kann und soll sich an neuen Orten sowie in anderen Kontexten entdecken.
Im Laufe seines Vortrags bezog sich Burkhard Hose auf viele zwischenmenschliche Erfahrungen, die er im Privaten aber auch innerhalb seiner Arbeit als Hochschulpfarrer machen durfte. Er erz?hlte bspw. von jungen engagierten Menschen, die in ihrem Alltag den christlichen Glauben neu entdecken und im heutigen Kontext deuten. Abschlie?end betonte der Referent: Wir sollten aufh?ren, die Kirche zu retten, weil es um mehr geht als um die Kirche. Es gehe um mehr als nur eine Vision für eine bessere Kirche, denn das Evangelium habe uns die Vision für eine bessere Welt gegeben.
Die Frage des Theologischen Forums in diesem Wintersemester ?Wofür stehen wir auf?“ würde Burkhard Hose wohl wie folgt beantworten: Wir sollten umdenken und uns für eine neue Vision von Christsein, Kirche und Welt einsetzten. Kurzum wir sollten aufstehen für ein neues Wir.
Hinweis
Diesen Text verfasste Selina Ochs. Er steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.