Dendrochronologie (Methode)
Was ist Dendrochronologie?
Die Dendrochronologie (Holzaltersbestimmung) ist die einzige naturwissenschaftliche Methode, die eine jahrgenaue Altersbestimmung der F?lljahre von historischen H?lzern erm?glicht.
Unter der Voraussetzung, dass alle Jahrringe bis zur Rinde erhalten sind, kann der F?llzeitraum noch pr?ziser in Frühjahrs- bzw. Sommerf?llung (etwa M?rz bis Juni/Juli) und Winterf?llung unterschieden werden. Die Datierung erfolgt über den Vergleich der Jahrringserie des zu datierenden Holzobjektes mit einer sogenannten Standard- oder Regionalchronologie. Die Jahrringserie entsteht durch das Einmessen der Jahrringbreiten und das Aufzeichnen der Breitenwerte in ihrer zeitlichen Abfolge. Weil die Jahrringbreite durch günstige oder ungünstige Klimabedingungen entscheidend beeinflusst wird, variiert die Jahrringbreite mit den Klimaschwankungen und ergibt eine charakteristische Jahrringkurve. Bei einer Abfolge von etwa 40-50 Jahrringen ergibt sich eine derart charakteristische gezackte Kurve von breiten und schmalen Jahrringen, die in dieser Weise nur in dem tats?chlichen Wuchszeitraum gebildet werden kann. Sie kann daher von in anderen Zeitintervallen gebildeten Jahrringbreitenkurven so eindeutig unterschieden werden, dass eine jahrgenaue Zuordnung des jüngsten auf der Jahrringkurve erfassten Jahrrings zu einem Kalenderjahr m?glich ist. Für die Zuordnung oder Datierung ben?tigt man eine Vergleichschronologie, die die Abfolge der Jahrringbreiten über mehrere Jahrhunderte oder Jahrtausende abbildet. Im einfachsten Fall erh?lt man eine solche Chronologie aus einem einzigen sehr alten Baum, was jedoch nur in den seltensten F?llen m?glich ist. In der Regel werden die Chronologien durch das sog. ?berlappungsverfahren (cross-matching) verschiedener einzelner Jahrringserien in die Vergangenheit verl?ngert. Auch reicht eine einzelne Jahrringserie nicht aus, um die Jahrringbreiten eines Zeitintervalls zuverl?ssig abzubilden, denn die Jahrringbreite kann durch individuelle, nicht durch das Klima gepr?gte Einflüsse variiert werden. Diese individuellen Einflüsse sollen durch die Mittelung von dutzenden oder hunderten zeitgleichen gebildeter Jahrringserien verschiedener B?ume eliminiert werden. Daher sind Standardchronologien aus hunderten oder tausenden einzelner Jahrringserien zusammengesetzt. Diese Standardchronologien müssen für jede Holzart und für jede Klimaregion separat aufgebaut werden. Um kleinr?umigen Klimaschwankungen besser abzubilden und einen h?heren Datierungserfolg zu erzielen, werden kleinr?umige Regionalchronologien zusammengestellt, die zugleich auch eine bessere Holzherkunftsbestimmung erm?glichen.
Die Dendrochronologie wird heute mit gro?em Erfolg in der Arch?ologie, der Bauforschung/Denkmalkunde und bei der Datierung beweglichen Kulturguts (M?bel, Tafelbilder, Musikinstrumente) eingesetzt. Wenngleich die Methode der Datierung für diese Disziplinen gleich ist, unterscheiden sie sich zum Teil erheblich in der Art der Probengewinnung, ihrer Aufarbeitung und Archivierung, aber auch durch die verwendeten Holzarten und letztlich der Interpretation der dendrochronologischen Datierung. Um aus dem dendrochronologisch ermittelten F?lljahr auf die Fertigstellung eines Geb?udes oder eines beweglichen Kulturgutes zu schlie?en, müssen die Fragen nach der zeitlichen Verz?gerung zwischen Einschlag und Aufarbeitung gekl?rt werden. W?hrend Bauholz in der Regel nicht getrocknet wurde und zeitliche Verz?gerungen nur durch den Holztransport auftreten, ist die Holztrocknung bei M?belholz, Holz für Tafelbilder und für Musikinstrumente die Regel.