Auf den Spuren eines Klassikers

Schiller-Exkursion der NDL nach Weimar

von Daniela V?lker, Johannes Michel und Michael Preis


Gruppenfoto vor dem Goethe- und Schiller-Denkmal am Nationaltheater.


Es gibt viele M?glichkeiten, das Schiller-Jahr 2005 zu begehen. Prof. Friedhelm Marx (Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturwissenschaft) entschied sich für die naheliegendste: Er gab eine Schiller-Vorlesung, ein Schiller-Hauptseminar – und organisierte eine Exkursion nach Weimar, an der 35 Studenten teilnehmen konnten. Zweieinhalb Tage lang, vom 26. bis 28. Januar, ging es unter seiner Leitung durch Dichterh?user, Museen, Literaturausstellungen – und tiefen, thüringischen Schnee. Gerhard Nasdala vom Sonderforschungsbereich Weimarer Klassik der Universit?t Jena übernahm dabei als sachkundiger Begleiter die notwendigen Führungen.

Erste Station der Exkursion war der herrlich verschneite Park an der Ilm, in dem sich neben dem R?mischen Haus und dem berühmten Borkenh?uschen auch Goethes Gartenhaus (links im Bild) befindet: ein Geschenk des Herzogs Karl August, in dem Goethe in den ersten Jahren mit Christiane Vulpius zusammenlebte. Hauptattraktion des Geb?udes war der merkwürdige, wie ein Reitersitz aussehende Hocker, auf dem Goethe u.a. die Anf?nge der ?Lehrjahre“ sowie Entwürfe zur ?Iphigenie“ und zum ?Tasso“ skizzierte.
Nachdem man sich bei hei?er Schokolade ein wenig aufgew?rmt hatte, besichtigte man das eingeschneite Weimar: Zu sehen gab es u.a. das Weimarer Schlo?, das Haus Charlotte von Steins und die Anna-Amalia-Bibliothek, die noch immer gezeichnet ist von dem verheerenden Feuer, das am 2. September 2004 zahlreiche Erstdrucke der Bibliothek vernichtete. Zu den unersetzlichen Verlusten z?hlt auch die kulturhistorisch bedeutende, von Anna Amalia initiierte Musikaliensammlung: rund 2100 Musikdrucke und über 700 Notenhandschriften. Der Stadtrundgang endete nach 2 (bitterkalten) Stunden auf dem Friedhof der Jacobi-Kirche, wo Schiller im Mai 1805 beerdigt wurde.
Abends stand eine Aufführung der ?Salome“ von Richard Strauss im Weimarer Nationaltheater auf dem Programm. Und wer danach immer noch nicht ersch?pft war, konnte die Gelegenheit wahrnehmen, bei einem K?stritzer Schwarzbier über die spektakul?re Inszenierung zu streiten.
Am n?chsten Tag ging es erneut zu Goethe – diesmal in sein Stadthaus, dessen Gestaltung stark von Goethes Italienerfahrungen und seiner Farbenlehre gepr?gt ist. So findet man das Speisezimmer in gelber Farbe, das Arbeitszimmer in blau vor; ein farbig unterlegtes Bildungsprogramm, das durch klassizistische Büsten, Gem?lde, Zeichnungen, Münzsammlungen und vieles mehr erg?nzt wird. Die 1999 konzipierte st?ndige Ausstellung des Goethe-Nationalmuseums, der n?chste Programmpunkt, vermittelte ein lebendiges Panorama der Epoche von 1759-1832.

Nachmittags stand die andere Seite Weimars auf dem Programm: das Konzentrationslager Buchenwald (Bild rechts), das nur 8 km von Weimar entfernt liegt und zum dunkelsten Kapitel der Weimarer Geschichte geh?rt. Hier wurden über 56.000 Menschen zu Tode gequ?lt. Im Schatten der Baracken und der ehemaligen Folterinstrumente lie? sich zumindest ann?hernd erahnen, welche Greueltaten in diesem Arbeitslager begangen wurden.
Der letzte Tag der Exkursion stand im Zeichen Schillers – allerdings zun?chst unter schlechten Vorzeichen. Seit einer Explosion auf dem Weimarer Weihnachtsmarkt im November 2004 waren die Türen des Schiller-Hauses für die ?ffentlichkeit verschlossen. Dank einer Intervention von Dr. Thomas Le?mann, dem Justitiar der Stiftung Weimarer Klassik (und einem Studienfreund von Prof. Marx), wurde das Schillerhaus für die Bamberger Studenten exklusiv einen Tag vor der Wiederer?ffnung aufgesperrt. So konnte man einen Eindruck von Schillers Privatleben und -r?umen gewinnen, die doch ein wenig schlichter als Goethes gro?bürgerliche Repr?sentationsr?ume wirken. Auffallend bei Schillers: die getrennten Schlafzimmer – die sich wohl durch Friedrich Schillers literarischen Nachtaktivismus erkl?ren lassen. Schillers Arbeitszimmer sehen zu k?nnen – mit dem Schreibtisch, an dem die letzten gro?en Dramen vor seinem Tod entstanden (und viele, viele Zigaretten geraucht wurden) –, bildete einen H?hepunkt der Exkursion. Nach einem Besuch im Wittumspalais der Herzogin Anna Amalia und im Bauhaus-Museum markierte die Fürstengruft mit den S?rgen der beiden Klassiker schlie?lich den Schlu?punkt des Weimar-Besuchs.