?Wenn man die Zukunft mitgestalten will, sitzt man in der Informatik an einer wichtigen Schaltstelle“
Prof. Dr. Fabian Beck ist seit Oktober 2021 an der Universit?t Bamberg und hat den neu eingerichteten Lehrstuhl für Informationsvisualisierung inne. Damit ist der erste Lehrstuhl aus der Hightech Agenda Bayern an der Fakult?t Wirtschaftsinformatik und angewandte Informatik (WIAI) besetzt. Mit seiner Forschung fügt sich Fabian Beck sehr gut in die Fakult?t ein, die in den kommenden Jahren dank der Hightech Agenda des Freistaats noch um zahlreiche weitere Lehrstühle und Professuren anwachsen wird. In seiner Arbeit besch?ftigt sich Fabian Beck vor allem mit der Darstellung von Daten. Was er genau macht und welche Gründe aus seiner Sicht ein Informatikstudium attraktiv machen, erz?hlt er im Interview.
Ihr Lehrstuhl reiht sich in die Bamberger Informatik ein. Warum sollte man aus Ihrer Sicht heute Informatik studieren?
Fabian Beck: Es ist eher die Frage, wieso man das nicht tun sollte. Es gibt so viele Gründe, die dafür sprechen, Informatik zu studieren. Dazu z?hlen etwa die traumhaften Jobbedingungen mit guten Geh?ltern. Oder dass man innerhalb der Informatik viele M?glichkeiten hat, sich nach den eigenen Interessen zu spezialisieren. Au?erdem stehen viele spannende Entwicklungen der Zukunft in engem Zusammenhang mit Informatik. Wenn man die Zukunft mitgestalten will, sitzt man hier an einer wichtigen Schaltstelle – vielleicht nicht in der vordersten Reihe, aber da gibt es ganz gro?e Gestaltungsspielr?ume in Firmen, Organisationen und der Politik.
Ihr Lehrstuhl tr?gt den Namen ?Informationsvisualisierung“. Wozu forschen Sie da genau?
Ich besch?ftige mich vor allem mit der Visualisierung von abstrakten Daten, wie etwa Zeitreihen oder Netzwerke, die sich in Diagrammen darstellen lassen. Ziel ist dabei, die Daten für Nutzerinnen und Nutzer lesbar zu machen. Insbesondere spielen in meiner Forschung komplexe zeitliche Verl?ufe eine Rolle. Meine Aufgabe ist es, diese übersichtlich darzustellen. So kann etwa menschliches Verhalten beobachtet und ausgewertet werden. Wir nutzen die Techniken aber auch, um im Bereich der Künstlichen Intelligenz das Verhalten der Künstlichen Agenten zu verstehen. Bestimmte Verhaltensmuster k?nnen von den Entwicklerinnen und Entwicklern n?mlich nur indirekt bestimmt werden. ?hnlich wie beim Menschen kann man hier aber das Verhalten im Nachhinein rekonstruieren und Strategien erkennen. Diese Informationen sind vor allem für Expertinnen und Experten relevant.
Gibt es Teile Ihrer Forschung, die eher für die breitere ?ffentlichkeit gedacht sind?
Ja, wir m?chten auch für die Bürgerinnen und Bürgern Daten so aufbereiten, dass sie selbsterkl?rend sind. Dazu nutzen wir interaktive Dokumente mit Kombinationen aus Texten und Visualisierungen. Die Nutzerin oder der Nutzer kann mit dem Dokument direkt interagieren. Dabei ist es nicht statisch, wie zum Beispiel ein Zeitungsartikel, sondern man kann beginnend von einer Anfangsdarstellung weiter in die Tiefe gehen, Daten anpassen und filtern, je nachdem, was gerade relevant ist.
K?nnen Sie von einem konkreten Forschungsprojekt berichten?
Ein Projekt, bei dem wir gerade ungef?hr bei der H?lfte stehen und das hier in Bamberg fortgeführt werden soll, besch?ftigt sich mit der verst?ndlichen Darstellung von sogenannter ?Volunteered Geographic Information“. Diese Daten haben einen geographischen Bezug und sind von der Gesellschaft erhoben worden. Das k?nnen etwa Daten aus Open Street Map sein, wo Freiwillige St?dte kartieren, aber auch Vogelbeobachtungen oder Daten von Sensoren, die an Fahrr?dern montiert werden. Wir wollen uns anschauen, wie wir die Erkenntnisse aus diesen Daten in interaktiven und selbsterkl?renden Dokumenten wieder der ?ffentlichkeit zur Verfügung stellen k?nnen. Das Projekt ist eingebettet in ein Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Wie fügen Sie sich mit Ihrer Forschung in die Fakult?t WIAI ein?
Die Zusammensetzung der Fakult?t WIAI ist meiner Meinung nach sehr gut durchdacht, auch was die Ausschreibungen der vielen neuen Professuren angeht. Ein Schwerpunkt ist dabei eine menschzentrierte Informatik. Da schlie?t die verst?ndliche Pr?sentation von Daten sehr gut an, weil man das zum Beispiel auch für den Bereich erkl?rbare KI einsetzen kann. So ergeben sich vielf?ltige M?glichkeiten der Zusammenarbeit innerhalb der Fakult?t, aber auch darüber hinaus.
Welche Kooperationsm?glichkeiten sehen Sie au?erhalb der WIAI?
Die Universit?t ist ja geisteswissenschaftlich orientiert und hat jetzt eine gro?e Fakult?t für Informatik, die durch die neuen Professuren auch nochmal deutlich anw?chst. Die Kombination aus diesen beiden Bereichen finde ich sehr spannend, weil sich so gro?e Informatikfakult?ten normalerweise eher an den technischen Universit?ten finden. Da passe ich zwar mit meiner Forschung auch hin, aber der Bereich der Visualisierung, den ich mir anschaue, ist eben nicht vorwiegend für Naturwissenschaften geeignet, sondern kann auch sehr gut in den Bereichen Digital Humanities, 球探足球比分 oder ?hnlichem eingesetzt werden. Insofern finde ich diese interdisziplin?re Zusammenarbeit super, und ich habe das Gefühl, dass diese an der Universit?t Bamberg auch wirklich gelebt wird. Ein weiterer Anknüpfungspunkt ist natürlich das Smart City Research Lab. Dort werden viele spannende Daten erhoben, die für die ?ffentlichkeit interessant sind und bei denen es sich rentieren würde, sie breiter zug?nglich aufzubereiten.
Vielen Dank für das Interview!