Gastvortrag von Humboldt-Stipendiatin Frau Dr. Mmapula Diana Kebaneilwe
Im westlichen Kulturraum gewinnt in der Katholischen Theologie die feministische und queere Exegese immer mehr an Bedeutung, und auch im kirchlichen Rahmen werden diversity-Themen immer h?ufiger diskutiert. In diesem Kontext fand im Wintersemester 2022/23 das Seminar ?Geschlecht, Liebe, Sexualit?t im Alten Testament“ statt. Den Abschluss des Seminars bildete am 07.02.2023 ein Gastvortrag der Humboldt-Stipendiatin Mmapula Diana Kebaneilwe über ?Queer Reading and the Bible in Africa“ mit anschlie?ender Diskussion.
In ihren Studien an der Universit?t von Botswana besch?ftigte sich Frau Dr. Mmapula Diana Kebaneilwe mit den strukturellen, kulturellen und gesellschaftlichen Herausforderungen der LGBTIQ*-Community auf dem afrikanischen Kontinent. Denn in der afrikanischen Gesellschaft sind Homophobie und anti-queere Einstellungen weit verbreitet, sodass diese Positionen auch von Bildungs- und kirchlichen Tr?gern gest?rkt werden. Dies führt soweit, dass queere Menschen in einigen afrikanischen Staaten bis heute politisch verfolgt werden, bis hin zur Todesstrafe. Das kirchliche Lehramt und eine w?rtliche Bibelexegese tragen dazu bei, sodass Heteronormativit?t im Namen der Bibel fest verankert ist. Durch die Internalisierung des religi?s begründeten Verst?ndnisses von Homosexualit?t als Sünde wird die Bibel als Argument gegen Homosexualit?t missbraucht.
Im Gegensatz dazu steht die kontextuelle Exegese, die es erm?glicht, dass alle Menschen sich in ihren individuellen Lebenssituationen in den Texten wiederfinden k?nnen und dürfen. Die Erkenntnis, dass es keine objektiven Lektüren der Bibel gibt, und die Infragestellung traditioneller Hermeneutik und kirchlicher Positionen führen zu einem Empowerment: Gott wird als ein Gott der Liebe verstanden, der alle Menschen in ihrer Diversit?t so annimmt, wie sie sind. Diese Art der Bibelauslegung verleiht marginalisierten Gruppen eine Stimme und l?sst Hoffnung auf ein Umdenken aufkeimen.
(Deborah Diethelm und Felicitas Kissling)