Der Hafentempel der Colonia Ulpia Traiana/Xanten (abgeschlossen)

Befundstrukturen und Architekturdekore in der Colonia Ulpia Traiana / Xanten. Urbanistische und architekturgeschicht-liche Studien zur kaiserzeitlichen Sakralarchitektur Niedergermaniens am Beispiel des sog. Hafentempels im LVR-Arch?ologischer Park Xanten

 

Ein vom Landschaftsverband Rheinland und dem Arch?ologischen Park Xanten finanziertes Kooperationsprojekt der Untersuchung des r?mischen ?Hafentempels“ von Xanten. Im Rahmen des Forschungsvorhabens wird untersucht, mit welchen Mitteln r?mische Monumentalarchitektur an der n?rdlichen Peripherie des R?mischen Reiches implementiert wurde, welche Absicht damit verbunden war und welchen Wirkungsgrad diese Ma?nahmen hatten.

Das Forschungsvorhaben hat einerseits die Beantwortung zentraler Fragestellungen zur Stadtentwicklung und Urbanistik der Colonia Ulpia Traiana zum Ziel, zugleich sollen im Rahmen dieses Projekts aber auch Einsatz und Bedeutungsgehalt kaiserzeitlicher Bauformen und Architekturdekorationen am Beispiel der Provinz Germania Inferior exemplarisch untersucht werden. Die sakralen Repr?sentationsbauten der Colonia Ulpia Traiana, der neben der Provinzhauptstadt K?ln (Colonia Claudia Ara Agrippinensium) bedeutendsten Metropole der Provinz Niedergermanien, besitzen hierbei zentrale Aussagekraft. Insbesondere der Heiligtumskomplex des sog. Hafentempels, der mit seinem von Portiken eingefassten Sakralbezirk den gr??ten Teil der Insula 37 im süd?stlichen Stadtgebiet der Colonia Ulpia Traiana einnahm, bietet mit seinen komplexen Befundstrukturen, seiner besonderen Bauform und seinem Architekturdekor eine umfassende Materialbasis für eine übergreifende architekturgeschichtliche und st?dtebauliche Untersuchung. Mit der Analyse des monumentalen Bauwerkes kann aber auch ein grundlegender Beitrag zur aktuellen Diskussion über Architektur als semantischer Bedeutungstr?ger geleistet werden.

Grundlage für eine synoptische Betrachtung der urbanistischen Entwicklung dieses Siedlungsareals von der Vorheiligtumszeit, über die Monumentalisierungsphasen des Heiligtums bis zum Ende des Sakralkomplexes in der Sp?tantike bildet zun?chst die Erfassung und analytische Auswertung stratigrafischer und bautechnischer Details s?mtlicher für die architektonische Gestaltung des Komplexes relevanter Befundstrukturen. Parallel hierzu wird eine typologische und stilistische Analyse der Architekturglieder, Bauornamentik- und Ausstattungsfragmente aus den verschiedenen Nutzungsphasen durchgeführt. Auf dieser Grundlage kann eine chronologische Abfolge der Entwicklung des Tempelareals bis zur Monumentalisierungsphase erfolgen. Darüber hinaus sollen die in Teilanastylose umgesetzte Wiederherstellung des Tempels im LVR-Arch?ologischen Park Xanten sowie die hypothetischen Rekonstruktionen der Temenoshallen mit den Ergebnissen der Befund- und Fundauswertung abgeglichen werden und in eine neue digitale 3D-Rekonstruktion einflie?en, um den Besuchern des Parks einen realistischen Eindruck auf dem neuestem Stand der Forschung zu bieten.

Eine umfassende Betrachtung unter urbanistischen Gesichtspunkten ist in erster Linie im Hinblick auf den zeitlichen Ablauf der verschiedenen Monumentalisierungsphasen der Colonia Ulpia Traiana erfolgversprechend. So ist im Rahmen der allgemeinen Verortung des Temenos die Bezugnahme auf das vorcolonialzeitliche bzw. kaiserzeitliche Strassenraster und deren Interpretationsm?glichkeiten von besonderer Bedeutung. Die aus den architekturhistorischen Betrachtungen gewonnenen Erkenntnisse dienen als Grundlage für eine generelle Untersuchung zu den Verwendungsmustern verschiedener Bauformen und -traditionen in der Germania Inferior. Gerade in der jüngeren arch?ologischen Forschung ist ein wachsendes Interesse an den Wechselwirkungen zwischen lokalen Bau- und Dekorformen und stadtr?mischen Einflüssen zu beobachten. Neben der Orientierung an den künstlerischen Leitbildern des Imperium Romanum, die zur variierenden und eklektizistischen Aufnahme r?mischer Motivformen führte, bestand auch die M?glichkeit, an lokalen Modellen festzuhalten. Die Colonia Ulpia Traiana bietet alsniederrheinisches Zentrum der Implementierung von Baukultur und Ausstattungsmoden ein geeignetes Beispiel, um solche kontaktinduzierten Assimilations- und Abgrenzungstendenzen zu erfassen und unsere Vorstellungen von den gesellschaftlichen Prozessen im urbanen Lebensraum zu konkretisieren.

 

Bearbeitung: PD Dr. Werner Oenbrink. 球探足球比分: werner.oenbrink@uni-bamberg.de