Arch?ologische Untersuchung der ehemaligen Synagoge Mühlhausen (Mfr.)

 

Projektleiterin: Britta Ziegler M.A.

Laufzeit: ab 2025

 

Die jüdische Kultur ist ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Selbstverst?ndnisses Bayerns; insbesondere der Regierungsbezirk Mittelfranken blickt hierbei auf eine reiche Vergangenheit zurück. 

In Mühlhausen, Landkreis Erlangen-H?chstadt, stellt die 1756/57 am südlichen Rand des Ortskerns errichtete Synagoge, zusammen mit dem rund fünfzehn Jahre zuvor angelegten israelitischen Friedhof mit 373 erhaltenen Grabsteinen, das einzige authentisch überlieferte bauliche Zeugnis der über 500-j?hrigen jüdischen Vergangenheit der Gemeinde dar. Das Geb?ude ist eines von nur insgesamt acht Synagogenbauten der Barockzeit in Bayern. Es ist somit eine der ?ltesten erhaltenen Synagogen in Bayern überhaupt und daher von hoher orts-, religions- und gesellschaftsgeschichtlicher Bedeutung.

Der rechteckige, zweist?ckige, von au?en wie ein zeitgen?ssisches Bürgerhaus wirkende Bau entspricht dem schlicht gehaltenen und doch relativ repr?sentativen barocken, fr?nkischen Synagogentypus mit m?chtigem Dach und betonten Achsen rundbogiger Fenster. Wie die meisten multifunktional ausgerichteten Synagogenbauten enthielt das Geb?ude eine tradierte Innenstruktur aus Betsaal, Frauenempore, Schulraum und Lehrerwohnung.

Die bauzeitliche Innenausstattung, die auch nach der Sch?ndung in der Reichsprogromnacht am 9. November 1938 weitestgehend erhalten blieb, zeigt unverkennbar, dass auf deren Qualit?t deutlich mehr Wert als auf die ?u?ere Gestaltung gelegt wurde: So ist die polychrome Fassung des mit Rokokostuck verzierten h?lzernen Spiegelgew?lbes des Betsaals bis heute kaum verblasst. 

Die liturgischen Ausstattungselemente der Mühlhausener Synagoge wie der Almemor, Lespulte und Sitzb?nke sind heute nicht mehr erhalten, lediglich die Umrisse des einstigen Aron Hakodesch zeichnen sich unterhalb des Misrachfensters an der Ostwand der Synagoge ab.

2018 erwarb der Verein Forum Alte Synagoge Mühlhausen e.V. das ab 1940 als Scheune genutzte Geb?ude. ?ber eine rege publizistische ehrenamtliche T?tigkeit betreiben die Vereinsmitglieder seither eine ?ffentlichkeitswirksame Wissensvermittlung zum jüdischen Landjudentum im Markt Mühlhausen. Wie die durch den Verein ausgerichteten zahlreichen, stets stark frequentierten Veranstaltungen zeigen, wirkt die Vereinst?tigkeit als Multiplikator in alle gesellschaftlichen Bereiche hinein und wird dabei vom Zentralrat der Juden in Deutschland K.d.?.R., der Jüdischen Kultusgemeinde Erlangen K.d.?.R. und politischen Stakeholdern wie dem Beauftragten der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe unterstützt.

Langfristiges Ziel des Vereins ist die denkmalgerechte Sanierung der ehemaligen Synagoge und ihre Umgestaltung in eine Gedenk- und Bildungsst?tte. Zur Wissensvermittlung und -bewahrung ist geplant, in der Einrichtung ein Museum, eine Bibliothek sowie ein Johann-Fleischmann-Archiv zur Geschichte der jüdischen Landgemeinden an Aisch, Aurach, Ebrach und Seebach zu integrieren. Die zahlreichen Schulen in der n?heren Umgebung, die das Museum als Lernort zur jüdischen Geschichte und Kultur nutzen k?nnen, bilden eine bedeutende Zielgruppe der Vereinsarbeit.

Der Verein versammelte in der Vergangenheit Forschungseinrichtungen wie die Universit?t Bamberg, das Genisaprojekt Veitsh?chheim des Jüdischen Kulturmuseum Veitsh?chheim sowie die Ad hoc-Arbeitsgruppe Judentum in Bayern in Geschichte und Gegenwart der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zur umfassenden Dokumentation des Baudenkmals.

Erg?nzend zu mehreren, seit 2020 in dem Geb?ude durchgeführten Praxisseminaren des Studienganges Denkmalpflege der Professur für Baugeschichte und Bauforschung der Universit?t Bamberg, in denen die baudenkmalpflegerische Bestandserfassung und bauforscherische Untersuchung im Zentrum standen, führt der Lehrstuhl für Arch?ologie des Mittelalters und der Neuzeit seit 2025 feldarch?ologische Forschungen durch. Ziel des Forschungsvorhabens ist die Erfassung der im Boden noch vorhandenen Fundamente der nutzungszeitlichen Einbauten und baulichen Ver?nderungen, die sanierungsvorbereitende Untersuchung der Geb?udefundamente, sowie die Erkundung eines Vorg?ngerbaus aus dem Jahr 1686. 

Die Ma?nahmen finden in Form schulischer und universit?rer Lehrgrabungen als Kooperation des Lehrstuhls für Arch?ologie des Mittelalters und der Neuzeit der Universit?t Bamberg und des Gymnasiums H?chstadt a. d. Aisch statt.

Die Vermittlung arch?ologischer Inhalte in der Schule stellt ein besonderes Anliegen des Lehrstuhls dar. Seit 10 Jahren h?lt die für fachliche Laien konzipierte Arch?ologische Akademie des Lehrstuhls ein spezielles Angebot von Veranstaltungen zur Mittelalter- und Neuzeitarch?ologie für Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen und Schularten bereit. Der Fokus der in der gymnasialen Sekundarstufe II angesiedelten feldarch?ologischen Projekte liegt in der Vermittlung von praktischen Aspekten der Bodendenkmalpflege und wissenschaftlichen Methoden sowie der Sensibilisierung der Schülerinnen und Schüler für die unersetzliche Einmaligkeit arch?ologischer Fundst?tten und ihrer Bedeutung als gesamtgesellschaftliches kulturelles Erbe.

Darüber hinaus beteiligt sich der Lehrstuhl im Rahmen des interdisziplin?r aufgestellten Forschungsschwerpunkts Erschlie?ung und Erhalt von Kulturgut der Universit?t Bamberg an der Vermittlung der Bedeutung des historischen Erbes, um dieses für zukünftige Generationen zu bewahren. Durch eine breit angelegte Wissenschaftskommunikation tr?gt der Lehrstuhl zu einem weitreichenden und nachhaltigen Wissenstransfer in die ?ffentlichkeit bei.