Ein Bericht zum 10. Bamberger Schulleitungssymposium


Freude am Weiterdenken und Umsetzen

Unter dem Motto Kultur der Schule – Schule der Kultur(en). Zwischen Diversit?t und Verbindlichkeit kamen vom 13.-15.10.2011 über 250 Experten aus Schule, Schulverwaltung und Wissenschaft in Bamberg zu einem intensiven fachlichen Austausch zusammen. Mit der nunmehr 10. Veranstaltung in der Reihe der Bamberger Schulleitungssymposien feierten die Veranstalter/innen und Teilnehmer/innen ein Jubil?um, das mit einer bunten Rück- und Vorausschau gewürdigt wurde. Der folgende Kurzbericht wirft einige Schlaglichter auf die Veranstaltung, ohne das Programm umfassend wiedergeben zu k?nnen. 

Das Themenfeld ?Kultur schaffen“

Aus diesem Blickwinkel wurden M?glichkeiten er?rtert, künstlerisch-produktive Aktivit?ten an Schulen anzusto?en und fest zu verankern. So bilanzierte etwa Prof. Dr. Eckart Liebau nach einem beeindruckenden Auftritt einer studentischen Theatergruppe, die unter der Leitung von Dieter LinckSzenen aus Goethes Faust darbot, die Erfolge von künstlerischen Projekten und Kunstunterricht aus einer zehnj?hrigen Forschungsarbeit. Ministerialrat Michael Weidenhiller gew?hrte mit vielen illustrativen Beispielen einen Einblick in die Arbeit des Referats für Kulturelle Bildung am Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus. Einen weiteren Schwerpunkt bildete der Einsatz der neuen medialen Kulturtechniken in den Unterricht und das Schulleben. Gemeinsam mit Schüler/innen aus dem Gymnasium erl?uterten Dr. Roland Baumann und Michael Ebert, wie sich die Mitglieder einer Klassengemeinschaft gegenseitig dabei unterstützen k?nnen, einen sachlich kompetenten und verantwortungsbewussten Umgang mit den Angeboten des WorldWideWebs zu erwerben. Erg?nzend kl?rte Dr. Helmut Wittmann über grundlegende p?dagogische, technische und rechtliche Sachverhalte auf, die bei der Integration des Internets in den Unterricht zu beachten sind.

Das Themenfeld ?mit verschiedenen Kulturen umgehen“

Diese Perspektive rückte die Chancen wie auch die Herausforderungen einer zunehmenden ethnisch-kulturellen Vielfalt an der Schule in den Vordergrund. Hierzu erarbeitete etwa der Schulpsychologe Alessandro Dore mit den Teilnehmer/innen wirksame Wege einer Zusammenarbeit mit Eltern mit Migrationshintergrund, Manfred Schreiner diskutierte die Grunds?ulen einer interkulturellen Schulentwicklung und Prof. Dr. Susanne Weber zeigte auf, wie interkulturelles Lernen gelingen kann. Des Weiteren ging es um sinnvolle Lehr-Lern-Arrangements in leistungsheterogenen Gruppen (Stefanie Flache und Christiane Grandé) sowie um systematische, schulweite F?rder- und Inklusionskonzepte (bspw. in den Beitr?gen von Dr. Thomas Riecke-Baulecke sowie von Tanja G?tz). In bew?hrter Tradition der Bamberger Schulleitungssymposien warfen auch einige Referenten einen Blick über den erziehungswissenschaftlichen Tellerrand hinaus und stellten sich der Frage, welche Anregungen die Schule aus anderen Disziplinen und Organisationskontexten für einen fruchtbaren Umgang mit Vielfalt gewinnen kann: Prof. Dr. Maike Andresen erl?uterte betriebliche Praktiken des Diversity Managements und stellte die spezifischen Vor- und Nachteile unterschiedlicher Konzepte, vor allem hinsichtlich der jeweils entstehenden Wissensstrukturen in den Organisationen, gegenüber. Prof. Dr. Klaus Beck legte dar, wie interkulturelle Konflikte aus der Sichtweise konkurrierender moralphilosophischer Standpunkte heraus zu l?sen sind. Dabei sensibilisierte er dafür, dass die im schulischen Alltag zu beschreitenden Wege immer auch von der Art des einzelnen Konflikts abh?ngig gemacht werden müssen. Einen grundlegenden Perspektivwechsel er?ffnete auch Dr. Thomas Wolf mit Erfahrungsberichten von Eins?tzen an deutschen Auslandsschulen.

Das Themenfeld ?Kultur sein“

Etliche Beitr?ge loteten Gestaltungsm?glichkeiten und Wirkungen innerschulischer Organisationskulturen und Leitungskonzepte aus. Hierbei wurden nicht nur unverzichtbare Regeln eines respektvollen Miteinanders aufgezeigt, sondern auch Konzepte erarbeitet, die Einheit und Verbindlichkeit in der Vielfalt zu erzeugen verm?gen. Die Teilnehmer/innen konnten sich unter anderem über aktive Mobbingpr?vention (Oliver Kestel), die Antriebskraft funktionierender Teamkulturen für die Schulentwicklung (Michaela Kopp) oder die Umsetzung einer werteorientierten Schulentwicklung (Armin Ries) informieren. Andreas Müller, Begründer des schweizerischen Instituts Beatenberg, umriss auf anschauliche Weise und gestützt auf neueste lern- und entwicklungspsychologische Erkenntnisse die Kernmerkmale einer Lernkultur im 21. Jahrhundert und zeigte viele ermutigende Beispiele auf, wie diese Merkmale konkret verwirklicht werden k?nnen. Prof. Dr. Detlef Sembill lieferte in seinem Beitrag Antworten auf die Frage, wie lern- und gesundheitsf?rderliche Schulkulturen unter Berücksichtigung von Befunden aus der aktuellen Hirnforschung anzulegen sind. Welche Aufgaben schulische Leitungskr?fte bew?ltigen müssen, wenn sie eine vertrauensvolle und verbindliche Führungskultur etablieren, kompetenzorientierte Lern- und Evaluationskulturen implementieren oder neue bildungspolitische Steuerungsinstrumente mit den gewachsenen Kommunikations- und Arbeitsstrukturen ihrer jeweiligen Schulgemeinschaft vers?hnen wollen, zeigten die Beitr?ge von Hans-Werner Müller, von Dr. Christian Kraler sowie von Dr. Nickolaus Schr?ck und Hans B. Schmid auf.

Kunst als ?dritter Raum“

Durch viele Beitr?ge zog sich die Erkenntnis, dass die Einbindung der darstellenden Künste und die Einladung von professionellen Künstlern an die Schulen einen fruchtbaren und eigenst?ndigen Erfahrungsraum er?ffnet, in dem multikulturelle Einflüsse unmittelbar erlebt, kanalisiert und als Plattform für die Entdeckung neuer, ?transkultureller“ Einheiten genutzt werden k?nnen. Sie lassen alle Beteiligten unmittelbar erleben, dass Verschiedenheit einen schier unersch?pflichen Ressourcenpool darstellt. In künstlerischen Aktivit?ten k?nnen sowohl eigene als auch fremde Kulturen bewusst gemacht und produktiv für die Schaffung eines gemeinsamen Ganzen verwertet werden, gegenseitiges Verst?ndnis und Anerkennung bef?rdert werden. Von derartigen Erfolgen zeugten eindrücklich sowohl der Vortrag von Dr. Dorothea Kolland, die aus ihrer langj?hrigen T?tigkeit als Kulturreferentin in Berlin-Neuk?lln berichtete, als auch das Referat des Musikethnologen Prof. Dr. Max-Peter Baumann, der die Zuh?rer/innen in eine faszinierende Klangwelt multikultureller musikalischer Stile und Experimente entführte. Schlie?lich konnten die Teilnehmer/innen im Workshop des Theaterp?dagogen Dirk Bayer selber nachempfinden, wie Theater als systematische Methode des Konfliktmanagements eingesetzt werden kann und z.B. sprachliche Barrieren überwinden hilft.

Fazit: Das Bamberger Schulleitungssymposium ist heute wichtiger Bestandteil der Fortbildungskultur schulischer Führungskr?fte

Prof. Dr. Annette Scheunpflug nahm die Jubil?umsveranstaltung zum Anlass, die Entwicklungsgeschichte und Bedeutung des Bamberger Schulleitungssymposiums in vielen Bildern nachzuzeichnen. Das erste Symposium im Jahre 1988 trug ma?geblich dazu bei, die Schulleitung als bis dato str?flich vernachl?ssigte Position in die ?ffentliche und bildungspolitische Wahrnehmung zu rücken. Die darauf folgenden Veranstaltungen konzentrierten sich auch konsequenterweise stark an der Einzelperson der Schulleiterin bzw. des Schulleiters und ihren Aktivit?ten. Es wurden Wege der interpersonellen Kommunikation, der Motivation und Kooperation mit dem Lehrerkollegium ergründet sowie die p?dagogischen Dimensionen des Leitungshandelns akzentuiert. Mit der einsetzenden ?Umsteuerung“ in der Bildungsadministration wurden verst?rkt strukturelle und politische Rahmenbedingungen sowie internationale Einflüsse aufgegriffen. In den letzten Jahren wurde die Rolle der Schulleitung im gesamten Sozial- und Organisationsgefüge einer Schule betrachtet. Aus dieser holistischen Perspektive werden gegenw?rtig die Herausforderungen thematisiert, die der Schulleitung bei der Orchestrierung eines vielstimmigen Konzertes zukommen. Es verwundert nicht, dass sich bei der Betrachtung solcher koordinierenden T?tigkeiten der Fokus auf die Mitglieder einer erweiterten Schulleitung ausdehnt.

Julia Warwas